Essen. .

Drei Spieltage vor Ende der Saison 2010/2011 trennen den Tabellenelften Werder Bremen gerade einmal sechs Punkte vom VfL Wolfsburg, der auf einem Relegationsplatz steht. Wir vergleichen die Chancen und Risiken der acht Klubs, die noch um den Klassenerhalt zittern müssen.

Borussia Mönchengladbach: Der heimliche Gewinner des Gladbacher Überraschungssieges gegen den BVB heißt Mike Hanke. Der stand mit seiner Gelb-Rot-Sperre zwar gar nicht im Kader, gab nach dem Heimerfolg aber trotzdem Interviews. Hanke war in der Winterpause vom abgeschlagenen Tabellenletzten aus Hannover verpflichtet worden. Hauptargument: Der Stürmer hatte Erfahrung im Abstiegskampf, war aber noch nie abgestiegen. Das macht doch Hoffnung. Ebenso wie der Sieg gegen Tabellenführer Dortmund, bei dem Torwart Marc-André ter Stegen unüberwindbar war. Hätten die Gladbacher Verantwortlichen im Torwart-Lotto doch schon früher auf den 19-Jährigen gesetzt. „Wir müssen mindestens sechs Punkte holen, um den Relegationsplatz zu erreichen“, glaubt Trainer Lucien Favre. Ob mit oder ohne dem unabsteigbaren Herrn Hanke, es wird wohl nicht mehr reichen.

FC St. Pauli: Über die Osterfeiertage ist es im vergleichsweise frivolen Hamburger Stadtteil St. Pauli etwas ruhiger. Die Fans des Kultklubs haben die freie Zeit genutzt, um ihre Stoßgebete zum „Heiligen Stani“, dem Schutzpatron der Nicht-Absteiger, zu intensivieren. Holger „Stani“ Stanislawski wird seinen Klub nach 18 Jahren als Spieler, Vizepräsident, Sportchef, Maskottchen und zuletzt Trainer verlassen und will sich mit einem Wunder verabschieden. Daraus wird nichts: Nach dem 1:3 gegen Bremen steht der Aufsteiger erstmals auf dem letzten Tabellenplatz. Und dort wird die Mannschaft mit Blick auf das Restprogramm, das schlechte Torverhältnis und auch trotz aller Stoßgebete bleiben.

VfL Wolfsburg: Im fünften Spiel unter Felix Magath gelang dem VfL der erste Sieg, ein 4:1 gegen Magaths Noch-Nicht-Ex-Klub 1. FC Köln. Und die Wolfsburger werden sich jetzt auch noch aus der Relegation verabschieden und ihrem Trainer einen schönen (wie teuren) Bentley als Nichtabstiegsprämie bescheren. Magath feierte am Ostersonntag mit zwei Personalentscheidungen seine kleine Wiederauferstehung: Neben dem in der 34. Minute eingewechselten Ashkan Dejagah gelang auch Mario Mandzukic ein Doppelpack. Der Kroate ist ein teurer Spaß: Sieben Millionen Euro Ablöse stehen bislang fünf erzielte Tore gegenüber – davon vier seit der Machtübernahme durch Magath. „Ich bin froh, dass Herr Magath da ist“, gestand der Kroate wie ein Adoptivsohn. Sascha Riether sah eine Aussprache zwischen Mannschaft und VfL-Fans als ursächlich für den Leistungsaufschwung. Bei der waren letzte Woche, so ein böses Gerücht, aber mehr Spieler als Fans zu Gast. Bei VfL-Sponsor VW lief die Mittagsschicht.

Eintracht Frankfurt: Einer weiß genau, dass Frankfurt, dem schlechtesten Klub der Rückrunde, der Klassenerhalt gelingt. „Ich bin sicher, dass wir die Punkte holen“, sagt Christoph Daum. Der ist der einzige Bundesliga-Trainer, der in dieser Saison noch keinen Sieg geholt hat. In den vier Spielen unter Daum holte die Eintracht drei Punkte, am Wochenende immerhin einen gegen die Bayern. Nach dem einzigen Rückrunden-Sieg der Hessen war übrigens Daum-Vorgänger Michael Skibbe gefeuert worden.

1. FC Köln: Makabere Auswüchse hat der Abstiegskampf im so leidenschaftlichen Köln. „Wenn ihr absteigt schlagen wir euch tot“, hatten unbekannte Schwachköpfe mit Grammatikschwäche nach dem 1:4 in Wolfsburg auf eine Bande am FC-Trainingsgelände geschmiert. Beim FC, der sich schon in Sicherheit wähnte, treibt weit vor der nächsten Karnevalssession aber nicht ein kostümierter Totengräber, sondern das Abstiegsgespenst sein Unwesen. Die heimstarken Kölner dürfen auf den 34. Spieltag hoffen: Dann kommt Schalke. Für die Gäste ist die Liga, zwischen Champions League und Pokalfinale, ja nur noch lästiger Hobbykick.

VfB Stuttgart: Beim wichtigen 3:0-Sieg der Stuttgarter gegen den HSV hatte der Fußball-Gott seine Hände im Spiel – vermutete der gläubige VfB-Stürmer Cacau. Der traf erstmals nach 882 Minuten und schickte Dank gen Himmel. Der VfB ist (fast) gerettet.

1. FC Kaiserslautern: Srdjan Lakic sicherte den Pfälzern mit seinem Tor zum 1:0-Sieg in Schalke wahrscheinlich den Bundesliga-Startplatz für nächste Saison. Das Problem des Kroaten: Er spielt dann in Wolfsburg und sein nächster Klub steht gerade nicht so gut wie sein jetziger. Beide Lakic-Vereine treffen auch noch am 33. Spieltag aufeinander. „Fußball ist manchmal komisch“, findet Lakic mit Recht. Ausnahmsweise keine drei Euro ins Phrasenschwein.

Werder Bremen: Die Norddeutschen sind der Beweis dafür, dass man auch ohne Trainerwechsel die Klasse halten kann (wobei andere Norddeutsche, s. St. Pauli, gerade den Gegenbeweis antreten). Kommende Woche schenken die Bremer ihrem Trainer Thomas Schaaf einen Heimsieg gegen Wolfsburg zum 50. Geburtstag und sichern den Klassenerhalt. Im Mai 2012 spielt die Mannschaft von Schaaf dann wieder um die um die ChampionsLeague-Plätze.