Mönchengladbach. Die Bundesliga-Leistungszentren feiern am Dienstag ihr zehntes Jubiläum und haben sich mittlerweile zu einer Goldgrube für die Erstligisten und Bundestrainer Joachim Löw entwickelt.

Aus der Not wurde eine Jugend: Das zehnte Jubiläum der Bundesliga-Leistungszentren am Dienstag ist für den gesamten deutschen Profifußball ein Grund zum Feiern. Ob Wunderwerk Mesut Özil, Weltklasse-Keeper Manuel Neuer, WM-Torschützenkönig Thomas Müller oder Jahrhundert-Talent Mario Götze - für Bundestrainer Joachim Löw sind die Leistungszentren zuletzt zu wahren Goldgruben geworden.

In der Eliteförderung ist Deutschland längst an den einst stilbildenden Vorbildern Frankreich und den Niederlanden vorbeigezogen. Die Europäische Fußball-Union UEFA zeichnete die deutsche Nachwuchsarbeit zuletzt als beste des Kontinents aus. Löws Team begeisterte bei der WM 2010 in Südafrika die ganze Welt mit Spielwitz und Elan. Und dass die Bundesliga in der Fünf-Jahres-Wertung Italien hinter sich gelassen hat und ab der Saison 2012/2013 wieder drei direkte Champions-League-Starter stellt, kann ebenfalls an der bundesweiten Nachwuchsförderung festgemacht werden. Selbst Weltmeister Spanien liegt nur noch einen Tick vor der Bundesliga. "Das haben manche vor ein paar Jahren nicht geglaubt. Wir wollen den zweiten Platz angreifen", meinte Liga-Präsident Reinhard Rauball.

522 Millionen Euro investiert

DFL-Chef Christian Seifert ist ebenfalls überzeugt, dass die hohe Talentdichte in Deutschland nicht von ungefähr kommt. "Ein ganz wesentlicher Punkt ist sicherlich die hervorragende Arbeit in den Bundesliga-Nachwuchsleistungszentren. Dass diese verpflichtend eingeführt wurden, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Alleine in dieser Saison fließen rund 90 Millionen Euro aus der Liga in die Leistungszentren - Investitionen, die sich auch in Zukunft weiter auszahlen werden", sagte Seifert. Insgesamt wurden seit 2001 mehr als eine halbe Milliarde Euro (exakt 522 Millionen Euro) in die mittlerweile 42 Leistungszentren investiert.

Seifert betont, dass ohne die Eliteförderung auch die jüngsten "Erfolge der Nationalmannschaft nicht denkbar" gewesen wären. "Die Bundesliga kann sich ein großes Selbstbewusstsein leisten. Im Wesentlichen dank der Leistungszentren gibt es heute mehr und besser ausgebildete junge Spieler als je zuvor. Aus diesem Reservoir schöpft der DFB. Deshalb hat die Nationalmannschaft künftig auch wieder eine echte Chance, Titel zu gewinnen", sagte Seifert.

DFB-Präsident Theo Zwanziger
DFB-Präsident Theo Zwanziger

Das sieht auch DFB-Präsident Theo Zwanziger so. Der 65-Jährige wird in den Sitzungen der UEFA-Exekutive recht häufig auf die gelungene Talentförderung in Deutschland angesprochen. Besondere Hochachtung erhält auch die hochwertige Ausbildung der Trainer. "Wir sind im Moment vielleicht so gut aufgestellt wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Bundesliga boomt, wir haben tolle junge Spieler, und es ist begeisternd zu sehen, wie qualitativ hochwertig unsere Jahrgangsmannschaften besetzt sind. Zu den sehr starken jungen Spielern kommen zudem sehr gute Trainer", sagte Zwanziger.

Die Liste hochkarätiger Spieler, die in den Leistungszentren auf die Profikarriere vorbereitet wurden, ließ sich beliebig fortführen mit Newcomern wie den Bender-Zwillingen oder den mittlerweile schon "alten Hasen" Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm. Von insgesamt 524 Bundesligaspielern sind heute 275 in den Leistungszentren der Bundesligisten ausgebildet worden. Das sind weit über 50 Prozent. Jeder Klub hat also im Schnitt rund 15 Spieler im Kader, die in einem der Leistungszentren geschult wurden. 107 und damit 20,5 Prozent aller Bundesliga-Profis sind heute sogar noch bei dem Klub, bei dem sie ausgebildet wurden (Local Player).

Künftig soll die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter verbessert werden. "Wir brauchen eine engere und bessere Verzahnung zwischen Fußball und Schule. Da sind andere Nationen dabei, uns zu überholen", sagte Andreas Rettig, Vorsitzender der Kommission Leistungszentren. Es habe bereits erste Gespräche mit der Politik sowie ein Schreiben an Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gegeben, so Rettig: "Wir müssen am Ball bleiben und die Strukturen weiter auf Herausforderungen der Zukunft ausrichten." (sid)