Essen. . Die deutsche Fußball-Nationalelf trifft in Mönchengladbach auf Australien. Holger Osieck trainiert die australischen Fußballer – und teilt mit Bundestrainer Joachim Löw eine gemeinsame Geschichte.
Sie wirkten im Schatten, als Assistenten einer vermeintlichen Lichtgestalt – und waren doch de facto mehr als das. Schließlich waren ihre Vorgesetzten namens Beckenbauer und Klinsmann mehr für den Überbau zuständig als für die Detailarbeit.
Das Duo Joachim Löw und Holger Osieck hat eine ähnlich gelagerte Geschichte, und längst sind beide dem Schatten entkommen. Am Dienstag nimmt der eine als deutscher Bundestrainer Platz, der andere als ambitionierter Entwicklungshelfer bei den australischen Kickern. Dabei hat Osieck seinem Widerpart Entscheidendes voraus: Der gebürtige Duisburger darf sich seit 1990 Weltmeister-Trainer nennen, auch wenn Beckenbauer als lizenzloser Teamchef die Lorbeeren erntete.
Zwischenspiel in Bochum
Osieck hat sich nie über das Schattendasein beklagt, dabei ist der 62-Jährige als Fußball-Fachmann unumstritten. Seit August 2010 coacht Osieck nun die „Socceroos“. Es ist der vorläufige Endpunkt einer imposanten Trainerkarriere, die einst – nach dem Studium der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum – in Kanada begann. Mit Ausnahme des Zwischenspiels als Trainer des VfL Bochum (1991/1992) wirkte Osieck vor allem im Ausland: in der Türkei, in Japan oder erneut in Kanada.
Nun also die Australier, die sich zuletzt zwei Mal hintereinander für die WM qualifiziert hatten, deren „goldene“ Generation um Torwart Mark Schwarzer, Lucas Neill, Harry Kewell und Tim Cahill sich aber langsam auf die sportliche Rente zubewegt. Osieck hat den Umbruch angekündigt: „Der Mannschaft muss frisches Blut zugefügt werden.“ Vorbild ist dabei für ihn durchaus das DFB-Team, „wo die ganz jungen die Spieler mittleren Alters schon unter Druck setzen“. Ende Januar konnte der neue Trainer mit dem Final-Einzug beim Asien-Cup bereits einen ersten Erfolg verbuchen, doch entscheidend ist allein die Frage nach der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien.
DFB-Wunschkandidat
Ganz ohne Ambitionen aber geht Osieck nicht in das Länderspiel gegen die DFB-Elf: „Eine Niederlage kann nie ein Erfolg sein. Wir wollen sehen, dass wir klar kommen“, sagte er – und „natürlich wollen wir keine Packung kriegen.“ Auch nicht gegen Joachim Löw, dessen steile Karriere der 62-Jährige überhaupt erst möglich machte. Im Jahr 2004 hatte der DFB nämlich einen anderen Wunschkandidaten für die Rolle des Klinsmann-Assistenten auserkoren. Sein Name: Holger Osieck.