Frankfurt. .
Der Hype in Frankfurt um den neuen Eintracht-Trainer Christoph Daum nimmt bisweilen skurrile Züge an. Während der Hessische Rundfunk den Beginn des ersten Trainings des 57-Jährigen live übertrug, wollte ein Radioreporter von der Jugendwelle des gleichen Senders den Coach „zur Begrüßung in Frankfurt umarmen“.
Dass ging selbst dem alles anderen als medienscheuen Fußballlehrer zu weit, der seine Vorstellung im Rahmen einer Pressekonferenz nicht zu einer Klamaukveranstaltung werden lassen wollte. „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, können wir uns bis zur Besinnungslosigkeit umarmen“, versprach Daum dann aber, der den Tabellen-14. als Nachfolger des am Dienstag beurlaubten Michael Skibbe vor dem Abstieg retten soll.
„Zu lethargisch“
Für die entsprechende Aufbruchstimmung hat der Mann, der 2001 wegen seiner Kokainaffäre nicht Bundestrainer wurde, und einen Vertrag bis Saisonende unterschrieb, bereits gesorgt. Über 1600 Zuschauer verfolgten die erste Übungseinheit des Coachs, der nach seinem Rauswurf bei Fenerbahce Istanbul im Juni 2010 arbeitslos war, wobei Daum mit viel Beifall begrüßte wurde.
„Mach sie fit“, rief ein Fan dem braun gebrannten Trainer zu, bei dessen offizieller Präsentation zuvor bereits rund 50 Fotografen, zehn Kamerateams und knapp 100 weitere Journalisten vor Ort waren. „Ein solches Medienaufkommen sind wir nicht gewohnt, aber wir sind erfreut“, sagte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen, was zur Folge hatte, dass sich sogar Präsident Peter Fischer und Aufsichtsratschef Wilhelm Bender selbst um freie Plätze kümmern mussten.
Auch sie schmunzelten, als der hagere Coach mit den glänzenden Augen oben auf dem Podium im Presseraum der Commerzbank-Arena erklärte, dass er auch mit seiner „Präsenz“ in Frankfurt überzeugen will und deshalb „zuhause Bilder aufgestellt und Videos eingelegt habe“, damit auch seine Frau und die Kinder ihn während seiner Tätigkeit bei der Eintracht, „für die ich 25 Stunden am Tag da bin“, sehen könnten.
„Das Wichtigste ist es so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu sichern“, sagte Daum, der aber getreu seinem Motto „Visionen schaffen Fakten“ mit der Eintracht danach in Bälde „in den nationalen Spitzenbereich und internationales Flair nach Frankfurt zurückholen will.“
Mit dem besonnenen Vorstandschef Heribert Bruchhagen bietet der Zampano nun ein ungleiches Duo. Nun hofft Bruchhagen, „dass Christophs Zuversicht auf den ganzen Verein übergreift und er die Verunsicherung raus bekommt. Vielleicht war ich selbst lethargisch.“