München. Der FC Bayern München beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison mit dem neuen Trainer Louis van Gaal und demonstriert sofort wieder Selbstvertrauen. Am Ende darf es gerne der Gewinn der Champions League sein.

Es dauerte gerade einmal eine knappe Stunde, da stellte Louis van Gaal seinen Ruf zum ersten Mal unter Beweis. Weil Edson Braafheid ein Fehler bei der Ballannahme unterlief, rügte ihn sein holländischer Landsmann. „Das war nicht gut”, rief er auf Deutsch. Vermutlich hatte der Neuzugang des FC Bayern München Glück, dass van Gaal dazu nicht auch noch auf seiner Trillerpfeife pfiff.

Stoppuhr um den Hals

Die hatte er sich zusammen mit einer Stoppuhr bei seinem ersten Arbeitstag beim FC Bayern um den Hals gehängt und wirkte damit eher wie ein Übungsleiter alter Schule. Aber die Utensilien dienten wohl vor allem zur Abschreckung, die Pfeife kam erst am Ende der gut eineinhalbstündigen Übungseinheit zum Einsatz, weil die Profis die vorgegebenen fünf Minuten beim Autogrammschreiben überschritten.

Die Zeit, als beim FC Bayern ein junger Projektleiter mit eher antiautoritärem Führungsstil die Mannschaft jeden Tag ein bisschen besser machen wollte, ist vorbei. Der neue Trainer des deutschen Rekordmeisters legt viel Wert auf Disziplin und Ordnung. Er gab keine großen Versprechen bei seinem Dienstantritt. Erst müsse er die Spieler genau beobachten, erklärte er. Die Saisonziele formulierte er eher vorsichtig. „Wir wollen hart um die Titel kämpfen, um die Meisterschaft und den DFB-Pokal.” Und in der Champions League werde man versuchen, „unter die letzten Acht zu kommen, aber nicht nur in diesem Jahr, sondern mehrere Jahre hintereinander. Und vielleicht steht am Ende der Periode van Gaal der Gewinn der Champions League.” Als Vorbild nennt er den FC Barcelona, weil der es geschafft habe, aus guten Spielern eine gute Mannschaft zu formen. „Aber das ist nicht in einem Monat zu schaffen, vielleicht in zwei Jahren.”

Gemeinsamkeiten

Er hatte sich gut vorbereitet auf seinen ersten öffentlichen Auftritt in München, sich ein paar Sprüche zurechtgelegt, die sogar lustig klangen. „Das bayerische Lebensgefühl passt so gut zu mir wie ein warmer Mantel. Mia san mia, wir sind wir und ich bin ich.” Sein kleines Referat über die Gemeinsamkeiten des FC Bayern und des Trainers van Gaal sagte einiges aus über sein Selbstverständnis. „Wir sind sehr selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitssam, innovativ aber auch warm und familiär.”

Der 57 Jahre alte Trainer hatte einige Veränderungen in Auftrag gegeben beim FC Bayern, nicht nur personell, sondern auch auf dem Gelände. Er ließ das von seinem Vorgänger konzipierte Leistungszentrum umgestalten. Wände wurden eingezogen, Büros für die Trainer eingerichtet und Freizeitoasen wie die DJ-Ecke und die Bibliothek entfernt.

Großer Betreuerstab

Es ist vieles anders geworden, aber einiges erinnert dann doch an den Sommer des vergangenen Jahres. Der Betreuerstab von van Gaal ist ähnlich groß wie der seines Vorgängers, und auch die erste Übungseinheit hat sich kaum unterschieden von der bei Jürgen Klinsmann. „Das war ein ganz leichtes Training, um einander kennen zu lernen”, sagte van Gaal und deutete damit an, dass es doch etwas schweißtreibender werden wird für die Profis.

Ein gravierender Unterschied ist allerdings, dass van Gaal zu seinem Einstand gleich sieben neue Spieler bekam und nun 26 Profis im Kader stehen. Womöglich kann er aber noch ein paar Spieler davon überzeugen, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Kandidaten sind Tim Borowski, an dem Werder Bremen interessiert sein soll, Andreas Ottl, Breno und Christian Lell.

Franck Ribéry gehört selbstverständlich nicht dazu. Uli Hoeneß ließ wissen, dass es noch gar kein offizielles Angebot von Real Madrid für den Franzosen gegeben habe, „nur die eine oder andere Anfrage von höchster Stelle”. Und dabei führte der Manager die spanischen Vermittler in das Gesellschaftsspiel Monopoly ein. Ribéry sei die Schlossallee, die habe man vor zwei Jahren gekauft, „Dann haben wir vier Hotels darauf gebaut. Das alles verkauft man nur, wenn man in Not ist, kein Geld mehr hat oder nicht mehr weiter weiß.”