Aachen/Cottbus. . Favorit Bayern München feiert bei Alemannia Aachen einen souveränen 4:0-Sieg und damit den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokal. In Cottbus gab es hingegen einen große Überraschung, denn Zweitligist Energie gewann mit 1:0 gegen die TSG Hoffenheim.
Angeführt vom neuen Kapitän Philipp Lahm hat Titelverteidiger Bayern München das "Schreckgespenst" Alemannia Aachen vertrieben und damit den 16. DFB-Pokal-Sieg der Klubgeschichte fest im Visier. Der Rekordpokalsieger zog am Mittwochabend dank eines deutlichen 4:0 (1:0)-Sieges beim Angstgegner aus der 2. Liga in das Halbfinale ein und revanchierte sich für die beiden Blamagen aus der jüngeren Vergangenheit. 2004 waren die Bayern im Viertelfinale, 2006 bereits im Achtelfinale auf dem alten Tivoli kolossal an Aachen gescheitert.
Nationalstürmer Mario Gomez per Kopf mit seinem 26. Pflichtspieltor der Saison (36.), Thomas Müller (75. und 80.) und der eingewechselte Arjen Robben (88.) sorgten für den 22. Einzug der Bayern in ein Pokal-Halbfinale. Kurz vor dem Anpfiff hatte Trainer Louis van Gaal bestätigt, dass nach dem Abgang von Mark van Bommel zum AC Mailand bis zum Saisonende Nationalspieler Lahm die Kapitänsbinde tragen wird. Erster Vertreter ist Bastian Schweinsteiger.
In der Runde der letzten Vier könnte es für die Bayern zum Wiedersehen mit Vizemeister Schalke 04 kommen, den man im vergangenen Jahr auf Schalke ebenfalls im Halbfinale mit 1:0 nach Verlängerung ausgeschaltet hatte. Im Lostopf bei der Auslosung am Sonntag in der Sportschau sind überraschend auch die Zweitligisten MSV Duisburg und Energie Cottbus.
Vor 32.190 Zuschauern auf dem ausverkauften neuen Tivoli waren die Gäste von der Isar von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft, ohne zunächst klare Möglichkeiten herauszuspielen. Für van Bommel spielten gemeinsam auf der 6er-Position vor der Abwehr Andreas Ottl und Danijel Prancic. Zunächst auf der Bank saß der leicht erkältete niederländische Vizeweltmeister Robben, der am vergangenen Samstag beim 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern einen Galaauftritt hatte.
Der Angstgegner aus Aachen, der auf dem Weg ins Viertelfinale die Bundesligisten FSV Mainz 05 und Eintracht Frankfurt ausgeschaltet hatte, war zum ersten Mal gefährlich, als Zoltan Stieber mit einem Flachschuss nur knapp das Tor verfehlte. Sechs Minuten später traf dann Gomez, der eine herrliche Flanke von Neuzugang Luiz Gustavo problemlos einnicken konnte. Müller hatte die nächste gute Chance (30.), ehe Gomez für die Vorentscheidung hätte sorgen müssen. Der 25-Jährige scheiterte aber freistehend an Aachens Keeper David Hohs (36.). Schiedsrichter Michael Weiner (Giesen) entschied wenig später bei einer Aktion von Gustavo gegen Benjamin Auer im Strafraum der Münchner auf Weiterspielen. Die Wiederholung zeigte, dass es die falsche Entscheidung war. Luiz Gustavo traf nur die Hacken von Auer.
Die Gastgeber starteten bemüht in die zweite Hälfte, fanden in der dicht gestaffelten Defensive der Bayern aber kein Durchkommen. Der Meister kontrollierte das Spiel und hätte neun Minuten nach Wiederbeginn den Sack zumachen müssen. Nach einem Doppelpass mit Müller stand Gomez erneut frei vor dem Tor, scheiterte aber wieder an Aachens Keeper Hohs (54.).
Das hätte sich wenig später fast gerettet. Eine Ecke erwischte Tobias Feisthammel prächtig mit dem Kopf, und Bayern-Keeper Thomas Kraft verhinderte mit einem Reflex den Ausgleich (61.). In der abwechslungsreichen Begegnung verpasste erneut Gomez eine Flanke von Holger Badstuber nur knapp (64.). Aber der Underdog agierte zunehmend mutiger. Kraft zeigte vor allem bei Flanken immer wieder einige Unsicherheiten.
Drei Minuten nach seiner Einwechslung brachte Robben für die Erlösung, als er das erste Tor von Müller vorbereitete. Müller setzte dann noch einen drauf. Den Schlusspunkt setzte Robben dann per Abstauber. Bester Spieler bei den Aachenern war Manuel Jungglas, bei den Bayern gefielen Pranjic, Hamit Altintop und Müller.
Shao schießt Cottbus ins DFB-Pokal-Halbfinale
Favoritenschreck Energie Cottbus lehrt der Konkurrenz weiter das Fürchten und steht zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte im Halbfinale des DFB-Pokals. Das Team von Trainer Claus-Dieter Wollitz setzte sich im Viertelfinale durch das goldene Tor von Joker Jiayi Shao (84.) mit 1:0 (0:0) gegen 1899 Hoffenheim durch und schaltete damit den dritten Erstligisten in Folge aus. Zuvor waren bereits der SC Freiburg und Ex-Meister VfL Wolfsburg an dem Zweitligisten aus der Lausitz gescheitert. Energie war 1997 erst im Endspiel mit 0:2 am VfB Stuttgart gescheitert.
"Leider haben wir den Einzug ins Halbfinale wie im Vorjahr nicht geschafft", sagte Hoffenheims Trainer Marco Pezzaiuoli: "Wir waren in der zweiten Halbzeit die dominantere Mannschaft. Cottbus stand kompakt und defensiv. Zum Ende waren wir zu passiv, haben uns zu weit zurückgezogen und das Tor zugelassen."
Der in der 66. Minute eingewechselte Shao bescherte dem kleinen Verein aus der Lausitz eine stattliche Zusatzeinnahme von weiteren gut zwei Millionen Euro. In dieser Saison hat Cottbus damit schon über vier Millionen Euro im Pokal eingenommen. Hoffenheim verpasste damit beim Debüt des neuen Stürmerstars Ryan Babel den erstenmaligen Einzug in ein DFB-Pokal-Halbfinale, Pezzaiuoli wartet damit weiter auf den ersten Sieg seiner Amtszeit. Gylfi Sigurdsson hatte direkt nach dem Gegentor mit einem Schuss an die Latte Pech (85.). Hoffenheim war im vergangenen Jahr (1:2 bei Werder Bremen) und 2008 (1:3 bei Borussia Dortmund) im Viertelfinale ausgeschieden.
Nach seiner bisher sieglosen kurzen Amtszeit setzte Hoffenheims Trainer Marco Pezzaiuoli im Angriff von Beginn an auf Babel. Der Niederländer war erst am Dienstag für etwa sieben Millionen Euro vom englischen Rekordmeister FC Liverpool verpflichtet worden und rückte für den rotgesperrten Vedad Ibisevic in die Startelf.
Trotz der äußerst schlechten Platzverhältnisse boten beide Teams den 15.200 Zuschauern ein ansehnliches Spiel. Die von der ausgelobten Sonderprämie von 30.000 Euro pro Spieler angestachelten Cottbuser waren zunächst die bessere Mannschaft. Kapitän Marc-Andre Kruska (4.) und Emil Jula (6.) verfehlten das Tor nur knapp.
Nach der Anfangsoffensive blitzte die spielerische Klasse Hoffenheims hier und da auf, was auch am besser in die Partie kommenden Babel lag. Im Abschluss ließ der Bundesligist jedoch die nötige Konsequenz vermissen und leistete sich einige Fehlpässe, so dass Cottbus zu guten Kontern kam. In der Schlussphase der ersten Halbzeit war Energie sogar deutlich überlegen. Isaac Vorsah rettete nach einer Aktion von Jula kurz vor der Linie für den bereits geschlagenen Torwart Tom Starke (41.).
Während sich Energies umworbenes Sturmjuwel auch nach dem Wechsel zunächst kaum zeigte, hatte Babel auf der anderen Seite die Riesenchance zur Führung. Der 24-Jährige scheiterte jedoch allein vor Keeper Thorsten Kirschbaum (49.). Nach starker Vorarbeit Babels schoss David Alaba (61.) nur um Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Cottbus kam fast nur noch über Konter zum Zuge.
Bei Cottbus überzeugten der im Mittelfeld unermüdlich arbeitende Kruska sowie Jula. Sebastian Rudy und Debütant Babel verdienten sich auf Seiten Hoffenheims die besten Noten.