Frankfurt. .

Ins schicke Hotel der Bundesligatrainer-Jahrestagung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) hatte am Montag auch eine Personalberatung zu Gesprächen eingeladen. Möglicherweise könnten DFB-Präsident Theo Zwanziger und sein Generalsekretär Wolfgang Niersbach in den nächsten Tagen deren Dienste in Anspruch nehmen, denn ihr Sportdirektor Matthias Sammer steht, trotz Vertrags bis 2013, offenbar vor dem Absprung.

Fußball-Bundesligist Hamburger SV würde Sammer gerne als Sportdirektor mit weitreichenden Befugnissen an die Elbe locken. Sammer, der in den letzten Jahren die DFB-Juniorenarbeit titelreich reformiert hat, soll beim sportlich zuletzt mäßig erfolgreichen HSV eine junge und möglichst bald erfolgreiche Mannschaft aufbauen. Denn die Fans des Bundesliga-Dinos wollen endlich mal wieder einen Titel in der Hansestadt feiern.

Unterstützen soll den 43-jährigen Sammer, so spekulieren Hamburger Zeitungen, Horst Hrubesch. Der hat sich in den letzten Jahren ebenfalls im DFB-Nachwuchs verdient gemacht hat und unter anderem 2009 mit der U21-Nationalmannschaft den EM-Titel gewonnen. Hrubesch wird beim Hamburger SV immer noch als ehemaliges Kopfball-Monster verehrt. 1983 holte er mit dem HSV den Europapokal der Landesmeister.

Manager damals war, in der sportlich erfolgreichsten Phase des Vereins, Günther Netzer. Der zeigte sich am Montag, beim Jahresempfang der Deutschen Fußball-Liga in Frankfurt, entzückt von der künftig möglichen Konstellation bei seinem Ex-Klub. „Wenn das gelingen würde, könnte man den HSV nur beglückwünschen. Mit dieser Personalie würde man viele Probleme lösen“, glaubt Netzer.

Die Aussagen der unmittelbar Betroffenen waren indes so diffus, wie der dichte Nebel, der um Frankfurt einen grauen Schleier legte. „Ich würde Sie bitten, den Aufsichtsrat zu kontaktieren“, bat HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann, als er auf die Kandidaten angesprochen wurde. Die Erklärung: Das Vereinsgremium beruft den Sportdirektor.

„Mit ist von einem Mitglied bestätigt worden, dass es diese Gedankenspiele gibt“, gestand Bastian Reinhardt, HSV-Sportdirektor-Neuling und Nachfolger des erfolgreich arbeitenden Dietmar Beiersdorfer. Für Reinhardt würde Sammers Ankunft den Abschied bedeuten. Zudem würde die Position des bislang dominanten Hoffmann durch einen starken Sportdirektor geschwächt. Genau das sind offenbar die Hintergedanken der Hoffmann-Kritiker, von denen vergangene Woche vier in den zwölfköpfigen Aufsichtsrat des HSV gewählt wurden. Ihr Vorwurf: Hoffmann schaue zu sehr auf Wirtschaftszahlen und zu wenig auf die sportliche Entwicklung.

Hoffmann selbst stellte sich Montag erst einmal hinter Trainer Armin Veh, der beim DFL-Jahresempfang Gesprächsbedarf mit seinem Boss hatte. Veh hatte, zwei Stunden vorher, als er bei Bundesligatrainer-Jahrestagung in ein Blitzlichtgewitter lief, noch gescherzt: „Bin ich etwa schon entlassen?“ Sein Boss Hoffmann gab Entwarnung: „Wir sind heilfroh, dass wir Armin Veh haben.“

Matthias Sammer, der beim DFB immer wieder mit Bundestrainer Joachim Löw über Kreuz liegt und um Kompetenzen und Zuständigkeiten streitet, hat allgemeine Gespräche bestätigt („Kontakte gibt es, mal intensiver, mal weniger intensiv.“), verbat sich aber am Montag Spekulationen: „Konkret kann von der Logik her nichts passiert sein, weil der HSV-Aufsichtsrat erst Dienstag tagt. Stand jetzt besteht kein Bedarf, mit Herrn Zwanziger und Herrn Niersbach über meine Zukunft zu reden“, fabulierte Sammer. Generalsekretär Niersbach ergänzte: „Herr Sammer hat kein Anliegen vorgetragen, dass er uns verlassen will.“

Dienstag könnte sich das ändern. Dann kommt der Aufsichtsrat des Hamburger SV zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Danach wissen alle Beteiligten mehr und es besteht möglicherweise an mehreren Stellen Gesprächsbedarf.

FC Schalke 04 : Hamburger SV

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