Göteborg. .

Es war kalt am Mittwochabend in Göteborg, bitterkalt. Es ergab also auch aus meteorologischen Gründen Sinn, sich als zum Testländerspieldienst verpflichteter Auswahlfußballer ausgiebig zu bewegen. Im Ullevi-Stadion gab sich ein von Joachim Löw neuformiertes Team gegen Schweden Mühe, um das Länderspieljahr 2010 erfolgreich abzuschließen. Aber man weiß ja auch, was es heißt, wenn „hat sich bemüht“ in einer Beurteilung steht. 0:0 – dies war leider ein Spiel zum Vergessen.

Der Bundestrainer hatte zum Debütantenball geladen, zum Klassentreffen der Hochbegabten. Ältester Profi in der deutschen Anfangsformation war Innenverteidiger Heiko Westermann – mit 27 Jahren. Der Hamburger durfte nach der Auswechslung von Bastian Schweinsteiger in der letzten halben Stunde sogar die Kapitänsbinde tragen. In der Startelf standen drei Profis vom Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund: die erst zum zweiten Mal auf internationaler Ebene getesteten Mats Hummels und Kevin Großkreutz sowie Marcel Schmelzer, der ebenso erstmals im Nationaltrikot vorspielen durfte wie der Mainzer Lewis Holtby.

Konnte überzeugen: Debütant Lewis Holtby.
Konnte überzeugen: Debütant Lewis Holtby.

Die jungen Deutschen versuchten, dominant aufzutreten. Durch Fehlpässe im Aufbau aber gestatteten sie den Schweden, die ohne ihren Weltklassestürmer Zlatan Ibrahimovic vom AC Mailand auskommen mussten, wiederholt Konter im eigenen Stadion. Die erste Chance des Spiels ergab sich jedoch erst nach 27 Minuten: Pontus Wernbloom jagte den Ball weit am Tor von Rene Adler vorbei, der es bedauern musste, dass dies keine Partie war, in der sich ein Torhüter bewähren konnte. Auch Andreas Isaksson auf der anderen Seite musste erstmals nach 35 Minuten reagieren, als ihn Linksverteidiger Marcel Schmelzer mit einem Fernschuss prüfte.

Die 20 000 Zuschauer, die trotz der auf beiden Seiten fehlenden Prominenz und trotz der Minustemperaturen gekommen waren, wurden nicht belohnt. In einigen zähen Phasen war die Begegnung, die der offenbar weise Stadionsprecher als „Trainingsmatch“ angekündigt hatte, ähnlich unterhaltsam wie der Blick ins Guckloch einer Waschmaschine. Vor allem, wenn sich die Schweden mal wieder komplett in der eigenen Hälfte verschanzten und die Deutschen vergeblich nach einem Loch in der gelben Wand fahndeten.

Die vielen Auswechslungen, die Löw vornahm, waren natürlich auch nicht dazu geeignet, den Spielfluss anzuregen – mit einer Ausnahme: Toni Kroos machte nicht nur mit einem von Isaksson abgewehrten strammen Schuss auf sich aufmerksam. Immerhin konnte der Bundestrainer auch registrieren, dass sich Hummels mit Ruhe und Holtby mit Eifer hervortaten, und dass auch Schmelzer und Großkreutz nicht enttäuschten. Erst in letzten zwölf Minuten durften sich auch die Neulinge Mario Götze aus Dortmund und Andre Schürrle aus Mainz versuchen.

Das nächste Länderspiel steht am 9. Februar 2011 in Dortmund an, es ist ein Klassiker, den Joachim Löw nicht nur wegen der Erinnerung an das 2006 am selben Ort verlorene WM-Halbfinale „eine besonders reizvolle Herausforderung“ nennt: Gegen Italien werden natürlich wieder bewährte Kräfte wie Philipp Lahm, Miroslav Klose, Mesut Özil, Thomas Müller und Manuel Neuer gebraucht. Vielleicht wird auch der eine oder andere der in Göteborg Getesteten erneut nominiert. Nachdrücklich empfehlen konnte sich am Mittwochabend niemand, dazu fehlte dem Spiel der Wettbewerbs-Charakter.