Göteborg. .

Bundestrainer Joachim Löw setzt beim Test-Länderspiel in Schweden den Verjüngungsprozess der Nationalmannschaft fort. Am Mittwochabend werden voraussichtlich drei Hoffnungsträger des BVB in der Startelf stehen.

Es ist nur ein Gerücht, dass an diesem Mittwoch kurz vor 20.30 Uhr vor dem Länderspiel zwischen Schweden und Deutschland im architektonisch sehenswürdigen Ullevi-Stadion von Göteborg die deutsche Hymne nicht mitgesungen wird, weil zu viele Spieler noch im Stimmbruch sind. Allerdings wird die Nationalmannschaft bei ihrem letzten Auftritt im erinnerungswürdigen Fußballjahr 2010 ein stark verändertes Gesicht zeigen. Ein faltenfreies.

Unter den 20 Spielern, die Bundestrainer Joachim Löw mit auf die Reise nach Skandinavien nahm, sind nur neun, die in Südafrika zum WM-Aufgebot gehört hatten. Der älteste, Stürmer Cacau vom VfB Stuttgart, ist erst 29. Kapitän und Strippenzieher wird Bastian Schweinsteiger sein. Im Tor erhält Rene Adler, der das Weltturnier verletzungsbedingt verpasste, eine Bewährungschance. Ganz besonders aber werden die Scheinwerfer einen interessanten Ballungsraum ausleuchten: das Sextett der Top-Talente.

Diese Begegnung mit den Schweden ist nicht nur ein Test-, sondern auch ein Tendenzspiel. Joachim Löw hat vier junge Profis aus Dortmund und zwei aus Mainz berufen, die ihm in der Bundesliga imponierten. Mit dem frühen Versuch ihrer Integration in seine exzellente Auswahl zeigt der Bundestrainer eine Richtung an. Das Urteil „zu jung“ kennt er nicht.

Problembezirk linke Abwehrseite

Voraussichtlich werden drei Hoffnungsträger vom Tabellenführer BVB starten dürfen: Mats Hummels (21) und Kevin Großkreutz (22), die beide schon einmal vor der WM beim 3:0 gegen Malta in Aachen das Nationaltrikot trugen, sowie Debütant Marcel Schmelzer (22), der eine Lösung für den Problembezirk linke Abwehrseite anbieten möchte. Die beiden zuletzt etwas schwächelnden 20-jährigen Mainzer Lewis Holtby und Andre Schürrle sowie der erst 18-jährige Dortmunder Shootingstar Mario Götze dürfen mit Stolz bereits die Zuweisung von Plätzen auf der Bank als Beförderung und Belohnung interpretieren.

„All diese Spieler passen in unsere Philosophie von schnellem und technisch hochwertigem Fußball“, erklärt Joachim Löw. „Ob sie mal Leistungsträger werden können, muss sich noch zeigen. Aber sie haben viel Entwicklungspotenzial.“

Bei der WM in Südafrika, meint Löw, habe die junge deutsche Mannschaft „Maßstäbe gesetzt“. Zuvor international eher unbekannte Spieler wie Mesut Özil, Thomas Müller und Sami Khedira präsentierten sich auf der ganz großen Theaterbühne in Weltklasseform, und der mutige Bundestrainer durfte sich bestätigt fühlen. Hocherfreut registriert Löw nun, dass auch die Vereine umgedacht haben. Als Jürgen Klinsmann und er 2004 das Nationalteam übernahmen, hätten die U-21-Spieler in ihren Klubs überhaupt keine Rolle gespielt. „Die mussten warten, bis sie mindestens 22 waren, und dann hatten sie schon vier Jahre verloren – die wichtigsten Jahre für die Weiterentwicklung.“

Nachrücker erkennen Chance

Mittlerweile bekomme schon ein Mario Götze mit 18 Jahren bei Borussia Dortmund die Gelegenheit, regelmäßig zu spielen, betont der Bundestrainer, dem sich jetzt prächtige Alternativen bieten. Diese komfortable Voraussetzung will er umgehend nutzen: „Heute kann ein 19-Jähriger Druck auf einen 23-Jährigen ausüben“, meint er. „Das ist für einen Trainer doch die beste Situation.“ Die Nachrücker erkennen die vielversprechende Chance. „Wir wollen zeigen, dass wir die Mannschaft trotz einiger bedeutender Ausfälle auf keinen Fall schlechter machen“, bekräftigt der Dortmunder Mats Hummels.

Bastian Schweinsteiger, Routinier und Führungsspieler mit 26 Jahren, fürchtet die forsche Konkurrenz nicht, im Gegenteil: „Diese Mannschaft hat auch durch die ganz jungen neuen Spieler eine tolle Perspektive“, meint er, „das haben wir anderen Nationen voraus. Für den Bundestrainer wird die Aufstellung natürlich immer schwieriger.“ An diesem Mittwoch, sagt der Münchener augenzwinkernd, sollten vor allem die vier Dortmunder möglichst ausgiebig gefordert werden. „Damit sie am Wochenende müde sind.“