Dortmund.
Teuflischer Drei-Tages-Takt: Borussia Dortmund bleibt nach dem 1:1 in der Europa League gegen Paris St. Germain wenig Zeit zur Vorbereitung auf das Bundesliga-Spitzenspiel gegen 1899 Hoffenheim.
Der Gitterzaun vor dem Kabinentrakt? Längst weg. Die Werbewand mit dem UEFA-Emblem? Zusammengerollt und verstaut. Die Mikrofone? Eingepackt. Ein junger Mann im Kapuzenpulli sammelt mit routinierter Eile die letzten Kabel ein. Die Aufregung mit all ihren Kameras und Menschen verschwindet aus dem Dortmunder Stadion, der Rest vom Buffet zieht auf einem Tablettwagen klirrend vorbei, der Bierstand hinter der Osttribüne entlässt die letzten Abtrünnigen hinaus in die Dunkelheit. Zurück bleibt Stille. Zumindest für wenige Stunden.
Kurz zuvor waren aus dieser Kabine die Spieler von Borussia Dortmund geschlendert gekommen. Enttäuschte, müde Spieler. Sie brachten Satzfetzen über die Lippen, die das Ausmaß der Niedergeschlagenheit widerspiegelten. „Das ist enttäuschend“ sagte einer, „ganz bitter“ ein anderer. Und Nuri Sahin, Dortmunds Chef im Mittelfeld, faselte nur: „Das tut weh, auf jeden Fall.“ Dieses 1:1 in der Europa League gegen Paris, es fühlte sich an wie ein Hieb mit dem europäischen Vorschlaghammer: wieder gut gespielt, wieder nicht gewonnen. Der Verbleib in diesem Wettbewerb ist fraglicher denn je. Doch Zeit zum Aufarbeiten bleibt kaum. Denn kaum sind die Karawanen aus Dortmund abgezogen, da fahren sie mit quietschenden Reifen wieder vor. Alles wieder auf Anfang, wenn am Sonntag (15.30 Uhr) der Tabellenvierte der Bundesliga, 1899 Hoffenheim, zum Spitzenspiel beim Tabellenführer auftaucht.
Es ist ein aufreibender Rhythmus, der erste, klitzekleine Verschleißerscheinungen nach sich zieht. Verschleißteile gibt es schließlich genug in dieser hektischen 3-Tages-Taktung: den Körper zum Beispiel, aber auch und vor allem den Geist.
Ein „kleines Teufelchen“, vermutete BVB-Trainer Jürgen Klopp, wäre seinen Spielern gegen Paris für einige Sekunden lang auf die Schultern geklettert und hätte sie nach der x-ten vertanen Chance leise gefragt: Was sollen wir denn noch machen, damit dieses entscheidende zweite Tor endlich fällt? „Ein Promille“ dieses Zweifels, dieses Anflugs von Resignation, „reicht gegen einen guten Gegner aus“, sagt Klopp, und plötzlich entgleitet ein Spiel, das man beherrscht hatte. Der Ausgleich fällt kurz vor Schluss, der Glaube, das Ding nochmal drehen zu können - so wies es in Köln jüngst gelungen ist -, war offenbar aufgebraucht, die Arbeit für die Katz’.
Alle drei Tage läuft die schwarzgelbe Maschine auf Hochtouren. Das Ganze kostet Kraft, enorm viel Kraft. Das macht die Ausgangslage vor dem Hoffenheim-Spiel nicht einfacher, zumal sich der BVB nun erstmals in der Situation wiederfindet, vom Rest der Liga gejagt zu werden. „Wir haben Donnerstag gespielt, Hoffenheim nicht. Wir haben sieben Mal in Folge gewonnen und jede Serie reißt einmal“, sagt Klopp: „Es ist leicht Argumente zu finden, warum wir am Sonntag nicht gewinnen könnten. Aber nach dem 0:1 gegen Sevilla haben wir gegen die Bayern gespielt und 2:0 gewonnen.“ Er legt Wert auf die Feststellung, dass der Sache in der Europa League „kein körperliches Problem“ zugrunde lag, es sei auch „keine Frage von Jugend oder Erfahrung“, es habe schlicht und ergreifend „das Spielglück gefehlt.“ Aber das ist ja wiederum das Gute an diesem Rhythmus: das neue Spiel, das neues Glück verspricht, steht schon vor der Tür.