Madrid.

Filigrantechniker gegen Kämpfer-Herz heißt es am Abend in der Champions League. Mesut Özil trifft mit Real Madrid im Topspiel auf den AC Mailand und Kevin-Prince Boateng.

Der eine verzaubert die Königlichen, der andere kämpft sich in die Herzen der Tifosi: So unterschiedlich Mesut Özil und Kevin-Prince Boateng privat auch sein mögen, sportlich gibt es eine Parallele. Beide haben sich innerhalb kürzester Zeit bei ihren neuen Renommier-Klubs einen Namen gemacht. Özil ist aus dem Starensemble von Real Madrid nicht mehr wegzudenken, Boateng legte beim AC Mailand sein Rüpel-Image ab und stieg zu einem Liebling der Fans auf. Am heutigen Dienstag (20.45 Uhr/Sky) kommt es zum Duell im Spitzenspiel der Champions League in Madrid.

„Die Tifosi mögen mich, darauf bin ich stolz. Es zeigt mir, dass ich gute Arbeit abliefere“, sagte Boateng. Mit dem Wort Arbeit ist die Spielweise des Sohnes einer deutschen Mutter und eines Vaters aus Ghana gut beschrieben. Im hochkarätig besetzten Mittelfeld glänzt Boateng, indem er Stars wie Ronaldinho, Andrea Pirlo oder Clarence Seedorf viel Lauf- und Defensivarbeit abnimmt. Zudem setzt er auch offensiv Akzente.

Auf dem Weg zum Star

„Mit solchen Stars zusammenspielen zu können, macht einfach Spaß“, sagt der gebürtige Berliner. Dabei ist er selbst auf dem besten Weg, ein Star zu werden. Trainer Massimiliano Allegri bezeichnete den Neuzugang jüngst als „überragend“ und gibt ihm trotz großer Konkurrenz viel Einsatzzeit.

Vor der Saison wurde Boateng, WM-Teilnehmer mit Ghana, noch sehr kritisch beäugt. Der Ruf des chaotischen Treters, der ihm nicht nur wegen des brutalen Fouls an Michael Ballack anhaftete, verfolgte ihn bis auf den Apennin. Inzwischen scheint der Halbbruder von Nationalverteidiger Jerome Boateng seine Nerven in den Griff bekommen zu haben, ohne die für sein Spiel notwendige Aggression zu verlieren.

Fans und Medien gefällt diese Spielweise. „Das Trikot nach all den abgegrasten Kilometern schweißnass - das neue Idol der Kurve. Boateng betört mit seiner Leidenschaft und seinem beinahe adelig und verführerisch klingenden Namen die Herzen der Milanisti“, schrieb die Zeitung Corriere della Sera etwas schmalzig. Die Tifosi rufen den 23-Jährigen „Boa“, weil er so geschmeidig und schlangengleich über das Feld rennt.

Madrid liegt Özil zu Füßen

Özil liegt derzeit ganz Madrid zu Füßen. Der Spielmacher der Nationalmannschaft ist Motor der Real-Tormaschine, die in den vergangenen zwei Ligaspielen zehn Tore produzierte. „Er ist ein großartiger Spieler“, schwärmte sogar Superstar Cristiano Ronaldo. Noch euphorischer urteilen die spanischen Zeitungen über den ehemaligen Bremer. „Özil ist Magie pur. Er ist anders, ein Fußballer mit Riesentalent. Wenn er seinen Hunger behält, gehört ihm die Zukunft“, schrieb Marca.

Auch im Spiel gegen Milan ruhen die Hoffnungen auf den schmalen Schultern des gebürtigen Gelsenkircheners. Denn Reals Bilanz gegen italienische Klubs in der Königsklasse ist katastrophal: Fünf der vergangenen sechs Duelle hat Madrid verloren. „Madrid gegen Mailand - das ist ein Klassiker. Alle Gegner sind stark, aber das ist unser erster großer Test“, sagte Real-Torhüter Iker Casillas. Sein Team ist in dieser Saison noch ungeschlagen und würde mit einem Sieg fast schon das Achtelfinal-Ticket in der Königsklasse lösen.

Mit Spannung erwartet wird die Rückkehr von Milans Stürmer Robinho nach Madrid, wo er von 2005 bis 2008 für Real in 101 Ligaspielen 25 Tore erzielt hatte. „Ich werde alles geben, um gegen meinen ehemaligen Klub zu treffen“, sagte der brasilianische Nationalspieler. (sid)