Berlin. .

Mesut Özil hat sich sich vor eineinhalb Jahren für eine Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und gegen die Türkei entschieden. Am Freitag steht der Mittelfeldspieler entsprechend im Mittelpunkt.

Mesut Özil ist in diesen Tagen ein besonders gefragter Mann. Am Mittwoch musste er sogar als Dolmetscher für Teammanager Oliver Bierhoff eingreifen, da bei der Simultanübersetzung ins Türkische technische Probleme aufgetreten waren. Doch auch diese Aufgabe meisterte der Deutsch-Türke mit großer Gelassenheit.

Überhaupt ist Özil bemüht, den ganzen Hype um seine Person vor dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in Berlin gegen die Türkei auszublenden. Um viele Fragen zur Bedeutung des Spiels und zu seiner Entscheidung für Deutschland und gegen die Türkei kommt der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler von Real Madrid derzeit aber nicht herum.

„Das ist natürlich ein ganz besonderes Spiel. Ich freue mich, gegen meine Freunde zu spielen“, sagte Özil, „unser Ziel ist ein Sieg, um in der EM-Qualifikation einen weiteren Schritt zu machen“.

Özil ist ein Vorbild für gelebte Integration

Dass er seit seinem Debüt am 11. Februar 2009 (0:1 gegen Norwegen) das DFB-Trikot trägt, stellte der frühere Schalker mit türkischen Wurzeln noch einmal als selbstverständlich heraus: „Ich bin in der dritten Generation hier geboren, bin hier aufgewachsen und fühle mich sehr wohl. Ich bin stolz darauf. Für mich kam keine andere Nation in Frage.“

Längst ist Özil zu einem Vorbild für gelebte Intergration geworden. Er sehe sich als Beispiel für viele Kinder und Jugendliche in Deutschland. Eine vom DFB nach der WM in Südafrika in Auftrag gegebene Umfrage ergab beim 19-maligen Nationalspieler eine Steigerung der Sympathiewerte um 36 Prozent, sein Bekannheitsgrad erhöhte sich sogar um 47 Prozent.

Entsprechend mehr Gewicht hat nun auch seine Botschaft: „Man muss Respekt voreinander haben und freundschaftlich miteinander umgehen.“ Die Multi-Kulti-Nationalelf sei dafür das beste Beispiel: „Wir kommen aus vielen Ländern, haben aber ein Ziel.“ Das lautet für Freitag: drei Punkte.

Zum ersten Mal mit Lob überschüttet

Özil warnt aber davor, die Türkei zu unterschätzen: „Die sind spielstark, technisch begabt und sind auch als Mannschaft stark. Außerdem haben sie in Guus Hiddink einen sehr guten Trainer.“ Auch den Dortmunder Nuri Sahin lobte er: „Nuri ist in einer klasse Verfassung. Er macht eine sehr gute Entwicklung.“

Dies könnte Özil auch über sich selbst sagen, doch in dieser Hinsicht gibt er sich wesentlich bescheidener. Bei Real befinde er sich auf einem ganz guten Weg, „ich bin dahin gewechselt, um Titel zu holen. Ich glaube, dass wir das schaffen können.“ Am Wochenende beim 6:1 gegen La Coruna erzielte Özil seinen ersten Punktspieltreffer für die Königlichen und wurde daraufhin nicht zum ersten Mal mit Lob überschüttet.

Bei einem Tor Özils am Freitag dürften die Reaktionen in der Türkei nicht ganz so überschwänglich sein. Ob er dann überhaupt jubeln würde, wurde er gefragt: „Das kommt darauf an. Ich werde spontan reagieren“, antwortete Özil cool. Er wisse ohnehin von seiner Familie und vielen Freunden aus der Türkei, „dass alle sehr stolz auf mich sind und genau verfolgen, was ich mache. Ich höre nur Positives. Das macht mich sehr glücklich.“ (sid)