Rio de Janeiro. .
Der Dauerzwist zwischen Pele und Diego Maradona geht in die nächste Runde. Maradona „war ein großartiger Spieler, ist aber als Vorbild negativ“, so das brasilianische Fußballgenie.
Kurz vor ihren runden Geburtstagen herrscht mal wieder dicke Luft zwischen den größten Fußballgenies aller Zeiten. Der Fehdehandschuh kam diesmal aus Brasilien. „Er war ein großartiger Spieler, ist aber als Vorbild negativ“, giftete Pele in Richtung seines argentinischen Widersachers Diego Maradona.
Die Provokation erfolgte aus heiterem Himmel. Pele hatte zur Vorstellung eines von ihm initiierten Schulsportprogramms (PELE - Programa Esportivo Ludico Escolar) geladen. Die Frage, ob Maradona an dem Projekt mitwirken könne, diente als Steilvorlage.
„Man kann keinen als Vorbild für ein Kind oder einen Jugendlichen nehmen, der nur falsche Sachen macht“, sagte Pele und äußerte verwundert: „Bei allem, was in seinem Leben falsch gelaufen ist, wie mit den Drogen, gibt es immer noch Leute, die ihn unter Vertrag nehmen. Wenn diese Personen ein Gewissen hätten, würden sie ihn nicht anstellen.“
„Gott hat bei den Argentiniern mit Talenten gespart“
„O Rei“, Brasiliens Fußball-König, der am 23. Oktober seinen 70. Geburtstag feiert, weiß, dass die Kritik am Rio de La Plata hohe Wellen schlagen wird. „Ihr könnt sicher sein, dass ich von Maradona jetzt eine Antwort erhalte“, verkündete er grinsend.
Einmal in Fahrt, goss Pele noch mehr Öl ins Feuer. „Gott hat bei den Argentiniern mit Talenten gespart. Andauernd suchen sie einen, den sie mit mir vergleichen“, meinte der dreimalige Weltmeister.
„Maradona kann nicht köpfen“
Zu seiner aktiven Zeit hätten sie es mit Alfredo Di Stefano versucht, später dann mit Maradona, der aber nur „mit links schießen und nicht köpfen konnte“. Also rät er den Nachbarn: „Diskutiert erst einmal, wer der Beste in Argentinien war und versucht dann herauszufinden, wer der Beste der Welt ist.“
Exakt an dieser Frage war der inzwischen pathetisch anmutende Disput der südamerikanischen Fußballgrößen vor zehn Jahren entbrannt. Die FIFA suchte eine Antwort, gab Pele, gewählt von Trainern und Spielern, im Jahr 2000 den Titel Jahrhundertfußballer. Maradona gewann „nur“ die Fan-Abstimmung im Internet und verließ verärgert die pompöse Preisverleihung.
Maradonas Rat: „Kehr zurück ins Museum“
Der in Argentinien als Gott (Dios) verehrte Weltmeister von 1986, der eine Woche nach dem runden Geburtstag seines Intimfeindes die 50 erreicht, dürfte bei seiner Retourkutsche, wie üblich, nicht zimperlich sein. So riet er beim letzten Gefecht während der WM in Südafrika seinem Widerpart, ins Museum zurückzukehren.
Der Brasilianer musste schon in den Jahren zuvor Derbes einstecken. „Das ist halt Pele, er muss immer seinen Senf dazugeben. Es scheint, als habe er die Tage.“ Oder: „Was erwartet ihr schon von einem, der seinen ersten Sex mit einem Mann gehabt hat.“
Längst vergessen scheint dagegen das große Friedenstreffen am 15. August 2005, als Maradona mit einer TV-Talkshow auf Sendung ging und Pele erster Stargast war. Maradona gab sich damals auf die Frage, wer denn nun der Bessere sei, diplomatisch. „Meine Mutter findet, ich bin es, seine Mutter hält ihn für den Besten.“ Die Zeit der Höflichkeiten ist längst abgelaufen. (sid)