Astana. .

Bundestrainer Joachim Löw hat die beste Bilanz aller Bundestrainer vorzuweisen - aber noch keinen Titel. Das soll sich bei der EM 2012 ändern.

Platz zwei bei der EM, Rang drei bei der WM, 42 Siege in 60 Länderspielen. Nur neun Niederlagen. Die Zahlen sind imponierend. Joachim Löw hat die beste Punkte-Bilanz aller Bundestrainer und Teamchefs einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft vorzuweisen, am Ziel seiner Träume ist er aber noch nicht. „Wir wollen in absehbarer Zeit mal wieder einen Titel gewinnen“, stellte der Bundestrainer in den letzten Tagen immer wieder unmissverständlich klar.

Er sei „voll motiviert und voller Energie, um mit dieser Mannschaft noch Großes zu erreichen“, berichtete der 50-Jährige vor der Abreise der DFB-Auswahl zum EM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Astana gegen Kasachstan (19.00 Uhr MESZ/ZDF).

Löw strotzt vor Tatendrang

„Ich habe mich bereits auf die Spiele im September total gefreut und war froh, dass es wieder richtig los geht“, sagte Löw, der die WM-Strapazen gut überstanden hat und nur so vor Tatendrang strotzt. „Natürlich habe ich nach der WM in Südafrika einige Wochen gebraucht, um geistig und körperlich wieder fit zu werden. Aber das ist doch ganz normal. Es waren ja nicht nur die fünf Wochen bei der WM, sondern ich habe mich ja zuvor ein halbes Jahr nahezu jeden Tag mit der Mannschaft und dem Turnier beschäftigt“, erläuterte der Bundestrainer.

Nachdem er kurz nach dem Turnierende seinen Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis 2012 verlängert und sich anschließend ein paar Tage Urlaub auf Sylt gegönnt habe, sei die Lust auf Fußball nahezu mit jedem Tag wieder gestiegen. Gerüchten, er sei ausgebrannt und amtsmüde, widerspricht Löw vehement.

Das Team hat den Zenit noch lange nicht erreicht

„Ich habe mit dieser jungen Mannschaft noch unheimlich viel vor. Dieses Team hat trotz der guten Vorstellungen in Südafrika noch lange nicht seinen Zenit erreicht“, sagt der ranghöchste DFB-Trainer, der möglichst schon bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine die Früchte seiner Arbeit ernten möchte. Von der nächsten WM in vier Jahren in Brasilien redet Joachim Löw zwar noch nicht, seine langfristigen Planungen laufen aber schon längst in diese Richtung.

Dass Löw mit vollem Elan bei der Sache ist, beweist er nicht nur bei jeder Trainingseinheit. Beim 3:0 gegen die Türkei kochten beim Bundestrainer, der meistens äußerst reserviert das Tun seiner Elf auf dem Platz verfolgt, die Emotionen hoch. Nach einer vergebenen Chance von Lukas Podolski, der das leere Tor nicht traf, rastete der Bundestrainer komplett aus. Löw gestikulierte wild wie schon lange nicht mehr und drosch dann wutentbrannt auch noch hinter seiner Trainerbank einen Ball weg.

Bundestrainer kann das Jahr gelassen ausklingen lassen

„Das war nach der vergebenen Chance zum 2:0, da musste ich mich einfach abreagieren. Der Ball lag hinter der Bank und ich hab einfach dagegengetreten. In so einer Situation kann man sich nur schwer kontrollieren. Aber ich habe gelernt, dass ich mich gar nicht hinter die Bank stellen darf. Das hat mir der vierte Offizielle erklärt“, sagte er, nachdem er sich angesichts des klaren Erfolges wieder beruhigt hatte.

Relativ gelassen könnte der Bundestrainer auch die letzten Monate des Jahres angehen, sofern in Kasachstan die erwarteten drei Punkte eingefahren werden. Nach bislang drei Siegen in der EM-Qualifikation und 10:1 Toren würde Deutschland bei einem weiteren Dreier als souveräner Tabellenführer in die Winterpause gehen. „Wir sind gut gestartet, aber sind noch lange nicht am Ziel“, merkte Löw an, für den im November noch ein Länderspiel in Göteborg gegen Schweden auf dem Programm steht. (sid)