Dortmund. .
Nicht nur die Dortmunder Fans genießen den Sieg gegen die seelenlosen Bayern: Auch Trainer Jürgen Klopp erkennt den besonderen Augenblick.
Menschen, Biere, Sensationen: Obwohl Borussia Dortmund seine Fans bereits seit Wochen mit Erlebnisfußball verwöhnt, ging es rund um das Stadion auch am späten Sonntagabend noch deutlich lauter zu als gewöhnlich. Wer die Farbkombination schwarz und gelb auf dem Leib und im Herzen trug, der wurde das Gefühl nicht los, etwas Besonderes erlebt zu haben. Und der feierte entsprechend.
Schon als Jürgen Klopp eine halbe Stunde nach Spielschluss allein zur Südtribüne stiefelte, sich auf den Rasen setzte, die Ovationen der Anhänger genoss, zum Dank seine Kappe zog und die Welle machte, war jedem klar: Dieses 2:0 gegen die großen, seelenlosen Bayern hat den BVB deutlich weitergebracht. Wochenlang hatte der Trainer viel Energie dafür verwendet, sich gegen den zunehmenden Erwartungsdruck zu wehren. Nach diesem Sieg aber ließ er sich einfach mal gehen.
Natürlich hat er seine Haltung nicht geändert, natürlich erklärt er sein Team jetzt nicht leichtsinnig zum Titelanwärter. Aber den besten Saisonstart in der Bundesliga-Geschichte der Borussia wollte auch er außergewöhnlich feiern. Es gab zwar auf der Tribüne ein paar feinfühlige langjährige BVB-Kenner, die sich die Bemerkung nicht verkniffen, ein Ottmar Hitzfeld hätte sich nie zu einer solchen Solo-Show hinreißen lassen. Aber wo K drauf steht, ist eben auch Klopp drin. Und ein Trainer, dessen erkennbare Arbeitsleistung einen derart hohen Ertrag abwirft, darf in Dortmund ohnehin alles.
Klopp stapelt bewusst tief, um den Pfad der Bescheidenheit nicht zu verlassen. Er kann nämlich nicht versprechen, dass das hochintensive Spiel seines Teams dauerhaft erfolgreich bleibt. Es lag an den abschlussschwachen Bayern, dass der BVB am Sonntag nicht schon zur Halbzeit Frust schieben musste. Andererseits: Wer auch solche Spiele noch zu drehen versteht, der muss sich nicht wundern, wenn Medien hochzurechnen und Fans zu träumen beginnen. Den Grund für die aktuelle Euphorie haben die Borussen selbst geliefert.