Köln. .
Joachim Löw und Berti Vogts sind sich einig in ihrer Begeisterung über die deutsche Mannschaft, die ihre Stärken auch nach der Weltmeisterschaft ausspielt und beim 6:1 gegen Aserbaidschan mit Spielfreude überzeugt.
Wenn der Trainer des Verlierers den Sieger besonders lobt, ist meistens Vorsicht geboten. Dahinter steckt oft die Taktik, von den Schwächen des eigenen Teams abzulenken, dessen Leistung möglicherweise sogar nachträglich zu erhöhen. Bei Berti Vogts gilt dieser Verdacht allerdings nicht. Aserbaidschans Nationaltrainer ging nach der von ihm erwarteten „Lehrstunde“ von Köln, nach dem unmissverständlichen 1:6 gegen den WM-Dritten Deutschland, mit seiner Mannschaft hart ins Gericht. „Wir waren viel zu passiv und haben dumme Gegentore bekommen“, meinte der frühere Bundestrainer. „Ich erwarte, dass wir anders auftreten – auch wenn der Gegner Deutschland heißt.“ Dieser Gegner spiele allerdings „in einer anderen Liga“.
So sah es auch Joachim Löw. Nach dem clever herausgespielten 1:0 in Belgien zum Auftakt der EM-Qualifikation geriet der Bundestrainer in Köln ins Schwärmen: „Es war gegen einen defensiven Gegner eine enorme Spielfreude zu sehen, die Mannschaft hat unglaublich gut kombiniert. Viele Chancen, viele Tore – ich bin sehr zufrieden.“
Löw registrierte mit Genugtuung die erkennbare Steigerung von Lukas Podolski, die anhaltende Treffsicherheit des zweimaligen Torschützen Miroslav Klose und vor allem die funktionierende Bindung einzelner Mannschaftsteile. Dennoch kündigte er an, das Aufgebot weiter auffrischen zu wollen. Er wurde sogar konkret und nannte den Dortmunder Mario Götze und den Gladbacher Marco Reus als mögliche Nachrücker.
Talente im Blick
Für die beiden nächsten Qualifikationsspiele zur EM gegen die Türkei in Berlin am 8. Oktober und in Kasachstan am 12. Oktober dürfen sich die Talente allerdings wohl kaum schon jetzt Hoffnung machen. Es ist eher damit zu rechnen, dass sie am 17. November im Freundschaftsspiel in Schweden genauer geprüft werden.
Ob Michael Ballack schon im Oktober wieder zum Team gehören wird, ließ Joachim Löw völlig offen. Dass sich der Kapitän außer Dienst am Dienstagabend nicht im Kölner Stadion blicken ließ, galt intern nicht als Aufregerthema. Löw berichtete, er habe Ballack freigestellt, ob er kommen wolle oder nicht. Der Leverkusener Routinier entschied sich dafür, dem medialen Rummel zu entgehen.
Auch Berti Vogts suchte nach dem Spiel wieder die Beschaulichkeit in seinem Wohnort Korschenbroich, er ließ seine Auswahl allein nach Aserbaidschan zurückfliegen. Die deutsche Mannschaft bekränzte er euphorisch, bevor er sie freundschaftlich warnte. „Sie hat ein unglaubliches Potenzial, keine andere Mannschaft ist besser aufgestellt“, meinte Vogts. „Man darf aber auf keinen Fall glauben, sie sei schon reif für den EM-Titel. Sie hat zwar bei der WM den schönsten Fußball gespielt, aber Spanien war in entscheidenden Momenten konsequenter. Das muss Deutschland noch lernen.“ Dass ihm die deutsche Nationalmannschaft noch immer am Herzen liegt: Er konnte es nicht verhehlen.