Philipp Lahm hat Kritik an Jürgen Klinsmanns Arbeit als Trainer des FC Bayern München geäußert. Die Mannschaft habe alles versucht, die Probleme selber in den Griff zu bekommen.

Nach Manager Uli Hoeneß und dem ehemaligen Nationaltorwart Oliver Kahn hat Philipp Lahm als erster aktueller Spieler des Vizemeisters Bayern München massiv Kritik an der Arbeit des ehemaligen Trainers Jürgen Klinsmann geübt. Zugleich setzte der Nationalspieler den Verein unter Druck. Sollte man künftig nicht um den Titel in der Champions League mitspielen können, werde er sich irgendwann anderweitig umschauen. Auch Franz Beckenbauer und Ottmar Hitzfeld sehen Klinsmanns Arbeit kritisch.

"Wir hatten einfach keine Ordnung auf dem Platz"

"Meiner Meinung nach haben wir in dieser Saison genau ein gutes Spiel gemacht, das war das 3:0 in Bochum. Abgesehen von den letzten fünf Spielen unter Jupp Heynckes natürlich", sagte Lahm auf der Asienreise der Nationalmannschaft in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Trotz der Taktik-Kritik von Spielern wie Kapitän Mark van Bommel und Ze Roberto habe Klinsmann nichts geändert. "Die Mannschaft hat alles versucht, die Probleme selber in den Griff zu bekommen", sagte Lahm und ergänzte: "Dass wir so viele Gegentore bekommen haben, liegt ja nicht daran, dass die Verteidiger plötzlich nicht mehr Fußball spielen können. Wir hatten einfach keine Ordnung auf dem Platz."

Heynckes empfiehlt Butt und Rensing

Um diesen Missstand zu beheben, sei die Verpflichtung von Louis van Gaal das richtige Signal. "Der absolut wichtigste Transfer ist der Trainer", meinte Lahm, der Potenzial in der Mannschaft sieht: "Der Trainer wird viel mehr herausholen aus ihr als im vorigen Jahr. Wenn die Taktik stimmt, ist mehr gewonnen als durch viele Transfers." Das gelte auch auf der Torwartposition. "Wir haben zwei sehr gute", sagte Lahm über Jörg Butt und Michael Rensing.

Heynckes hat unterdessen ebenfalls eine Empfehlung für das aktuelle Torwart-Duo ausgesprochen. "Ich würde mit Butt und Rensing weitermachen. Zwischen ihnen und Neuer oder Adler sehe ich keinen großen Qualitätsunterschied", sagte der verabschiedete Übergangscoach der Abendzeitung. Rensing hätte man "im ganzen Verein noch mehr stärken müssen", meinte er.

Kritik auch von Beckenbauer und Hitzfeld

Auch Beckenbauer und Hitzfeld äußerten sich derweil kritisch über Klinsmann. "Man sollte nicht übersehen, dass der Jürgen auch sehr positive Signale gesetzt hat. Doch es nützt alles nichts, wenn du ein Konzept hast, das auf dem Papier wunderbar aussieht, du es aber nicht umsetzen kannst", sagte Bayern-Präsident Beckenbauer bei dfb.de. Der "Kaiser" glaubt trotz Klinsmanns gescheitertem Projekt in München: "Langfristig wird er sich durchsetzen."

Hitzfeld sieht die Gründe von Klinsmanns Scheitern auch in dessen zu großer Detailarbeit. "Besser als ein vielköpfiges Trainerteam einzuarbeiten, wäre gewesen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: eine Mannschaft zu formen und Spiele zu gewinnen", sagte der Schweizer Nationalcoach und Klinsmann-Vorgänger in München der Tageszeitung Die Welt.