Dubai. Zum Abschluss ihrer Reise in ferne Länder trifft die deutsche Nationalmannschaft an diesem Dienstag (20 Uhr MESZ) in Dubai auf die Auswahl der Vereinigten Arabischen Emirate.
Am Montag wehte ein Wind durch Dubai, der nicht nur die Kraft hatte, die Blätter von Dattelpalmen und Eukalyptusbäumen in sanfte Schwingungen zu versetzen. Dieser Wind, vorangekündigt von Medien der Vereinigten Arabischen Emirate, schaffte es sogar, Menschen dazu zu bewegen, Türen zu öffnen und sich einer außergewöhnlichen Erfahrung auszusetzen. Der Erfahrung, wie toll es sich anfühlt, wenn Zugluft eindringt in die natürlich weiterhin mit mächtigen Gebläsen klimatisierten Häuser. Am Dienstag, wenn die Nationalelf in Dubais Al-Maktoum-Stadion der Auswahl des Wüstenstaates begegnet (20 Uhr MESZ, ZDF), soll der Wind sich aber schon wieder verabschiedet haben. Es gilt eben derzeit für die Mannen von Bundestrainer Joachim Löw der Satz, der Jürgen Wegmann unsterblich macht: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.”
Pech ist auf der zweiten Station der Asienreise, dass der Wind am falschen Tag weht. Pech ist, dass die Deutschen in den Emiraten eingetroffen sind, als Zeitungen des Landes vom heißesten Mai seit 15 Jahren berichteten (gemessene Höchsttemperatur 51 Grad Celsius) und das Wetter zum Thema von Leitartikeln wurde. „Play it safe in the sweltering heat” titelten die Gulf News einen Kommentar. Geh auf Nummer sicher in der glühenden Hitze. Bastian Schweinsteiger wird ihn nicht gelesen haben. Bemerkt aber hat der Bayer, der erstmals offiziell als Kapitän fungiert, dass die meteorologischen Voraussetzungen bei der nach Ortszeit erst um 22 Uhr stattfindenden Partie schwierig sein werden. „Clever spielen” müsse man, hat er ausgetüftelt, „den Ball laufen lassen” und „selbst nicht so viel laufen wie der Gegner”.
Und möglichst viel und das Richtige trinken, dann nämlich bestehe „keine Gesundheitsgefährdung”, hat Mannschaftsarzt Professor Tim Meyer erklärt und angefügt, man müsse „die Kirche im Dorf lassen”. Pech ist dabei allerdings, dass es bei Fußballspielen der nationalen Elite gar nicht nur darum geht, Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden. Es geht auch darum, schlicht zu gewinnen. Es geht in diesem besonderen Fall sogar darum, den zwergigen Gegner nicht nur zu bezwingen, sondern beim heimischen Publikum einen besseren Eindruck zu hinterlassen, als beim tristen 1:1 am Freitag in Shanghai gegen die ausgeschlafenen Chinesen.
Soll geschehen. Schweinsteiger hat die Logik ein bisschen gequält und nach der Entdeckung der Langsamkeit verkündet: „Wir wollen den Zuschauern ein gutes Spiel zeigen.” Thomas Hitzlsperger hat davon berichtet, dass das Wetter im kollegialen Kreis „permanent das Thema” ist („allein schon das Gehen strengt an”), sieht aber beim letzten Auftritt der Saison „die Mannschaft noch einmal in der Pflicht, ein gutes Spiel zu machen”. Und genau das wünscht sich Löw beim Saunagang: Dass alle „noch einmal alles mobilisieren”.
Manuel Neuer wird sein Debüt im Tor erleben. Andreas Hinkel wird von Anfang an einen erneuten Test auf der rechten Abwehrseite absolvieren. Den Neuen Tobias Weis und Christian Träsch ist der Einsatz garantiert, dem Schalker Heiko Westermann ebenfalls. Der Sturm wird zwei Spitzen haben, möglicherweise Lukas Podolski und den gegen China nur eingewechselten Neuen Cacau weil Löw das Zusammenwirken des Duos Mario Gomez/Cacau aus Stuttgart präsent ist. Der Bundestrainer will allen Chancen einräumen, die zehn Stunden Flug nach Shanghai und neun Stunden Flug nach Dubai inklusive sechs Stunden und weitere vier Stunden Zeitumstellung erlitten haben. „Diese Reise ist für uns aus sportpolitischen und aus sportlichen Gründen wichtig”, betonte er noch einmal.
Sportpolitisch immerhin hat sich ein Kooperationsvertrag des DFB mit dem Verband der Emirate ergeben. Ein Vertrag mit China existiert bereits. Dass Asien bei der Abstimmung über die Vergabe der WM 2006 Deutschland vier von zwölf Stimmen lieferte (acht kamen aus Europa), erzeugt Dankbarkeit. Unter sportlichen Gesichtspunkten dürfte die Reise dagegen schnell in Vergessenheit geraten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Großes geschehen wird im Al-Maktoum-Stadion, dürfte wesentlich geringer sein als die, dass Regentropfen über Dubai verdampfen, bevor sie zur Landung ansetzen können. Andererseits: Dieses Phänomen ist hierzulande nicht unbekannt.