Kapstadt. .
Ordner und Busfahrer im Aufstand, aggressives Vorgehen der Polizei und wartende Fans: Die Weltmeisterschaft hat auch unschöne Seiten.
Sie hatten sich mit Fahnen bewaffnet, jedoch nicht in freundlich weltmeisterlicher Mission: Die Ordner, die sich am Montag während des Spieles Italien gegen Paraguay vor Kapstadts Greenpoint-Stadion versammelten, nutzten das geballte Medienaufgebot, um ihre Botschaft in die Welt zu senden, und die lautete: ,,Wir legen unsere Arbeit nieder! Wir wollen mehr Lohn!”
Chaos und Ausschreitungen
Dabei verursachten die, die eigentlich für Sicherheit rund um das Stadiongeschehen sorgen sollten, Chaos und Ausschreitungen. Die Polizei beendete die Demonstration denkbar brutal: Mit Knüppeln und Tränengas ging sie gegen die Streikenden vor. Schon am Vorabend war es zu ähnlich motivierten Vorfällen gekommen. Nach der Begegnung zwischen Australien und Deutschland hatten rund 400 streikende Sicherheitskräfte vor dem Moses-Mahbiba Stadion in Durban den Dienst verweigert – auch hier reagierte die Polizei äußerst scharf; verfolgte die protestierende Gruppe und trieb sie schließlich kurz vor dem Stadtzentrum auseinander.
Zumindest am Montag mussten Fans in Kapstadt ob der Streiks Verzögerungen beim Betreten und Verlassen des Stadions in Kauf nehmen. Ihre Sicherheit sei aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen, versichert ein Fifa-Sprecher. ,,Die Fans waren in keinem Moment in Gefahr”, sagte Nicolas Maingot.
Polizei übernimmt Stadionkontrolle
Am Unmut der Streikenden ist die zuständige Sicherheitsfirma, die vom Fifa-Weltverband vor allem für Kontrollen rund um die Stadien angeheuert worden war, nicht ganz unschuldig: In großflächigen Anzeigen waren die Ordner Monate vor dem Turnier zu Konditionen von umgerechnet 22 Euro pro Tag angeheuert worden – um dann nach ihrem ersten Arbeitstag nur umgerechnet 17 Euro ausgezahlt zu bekommen. Die Fifa jedoch wies jede Verantwortung für die Situation zurück. ,,Das ist eine Auseinandersetzung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern, damit haben wir nichts zutun”, betonte Rich Mkhondo vom südafrikanischen Organisationskomitee der Fifa. Man wolle sich dennoch mit den Beteiligten an einen Tisch setzen, um zukünftige Irritationen zu vermeiden. So oder so wurde besagter Sicherheitsfirma gekündigt. Die Stadienkontrollen übernimmt jetzt die Polizei.
Kritik in Zeitungen
Kritik etwa von der südafrikanischen Wochenzeitung Mail&Guardian, das Vorgehen der Polizei sei unangemessen gewesen, weist Polizeisprecherin Phindile Radebe zurück. ,,Wir können uns eine Diskussion oder mangelnde Sicherheit rund um die Stadien nicht leisten”, rechtfertigt sie den Einsatz von Gummigeschossen und Blendgranaten gegen die Demonstranten. Die ist nun aber nicht zuletzt nach Überfällen auf Journalisten und Sportler aus Österreich, Spanien, Portugal, Korea, China und auch Deutschland wieder in vollem Gange.
Hinzu kommt Kritik am öffentlichen Nahverkehr, dessen reibungsloses Funktionieren schon im Vorfeld des Turniers angezweifelt worden war. Ebenfalls am Montag trat am Soccer-City-Stadion in Johannesburg eine Gruppe von Busfahrern in den Streik. Das Ergebnis: Etwa 1000 Fans warteten vergeblich auf ihren Abtransport. Auch hier will die Fifa vermitteln, während eine Sprecherin des Ministeriums für Transport und Verkehr versichert, das neue Bussystem in Johannesburg laufe wieder einwandfrei. ,,Die Spannungen mit den Busfahrern sind ausgeräumt. Alle Busse rollen!”