Johannesburg. .

Zahlen lügen nicht, aber sie stimmen auch nicht immer. Zum Beispiel bei den Zuschauerangaben aus den WM-Stadien.

Die Fifa und die Organisatoren schwärmen von den vollen Rängen und der wunderbaren Stimmung, doch im Fernsehen sieht man: leere Sitze.

Etwa beim 2:0-Sieg der Südkoreaner gegen Griechenland. Etwa 15 000 Plätze im Stadion blieben leer. Die Fifa sprach von 3000 Tickets, die nicht verkauft worden waren. Die Ticket-Händler schüttelten darüber lachend die Köpfe: In ihren Kreisen machte die Zahl von 30 000 nicht verkauften Eintrittskarten die Runde.

Fakt ist: Die Stadien sind nicht generell ausverkauft, selbst beim 1:1 im Eröffnungsspiel der Gastgeber gegen Mexiko blieben Tickets an den Kassen liegen. Laut südafrikanischer Zeitungen füllten die Organisatoren die leeren Plätze mit freiwilligen Helfern auf. Das Organisationskomitee bestreitet das.

Untersuchungen eingeleitet

Die Angabe der Fifa aus dem Vorfeld der WM, dass 97 Prozent der rund drei Millionen WM-Karten verkauft seien, hat jedenfalls die ersten Risse erhalten. Mittlerweile hat die Fifa eingelenkt und angekündigt, die Gründe für verwaiste Plätze in den WM-Stadien zu untersuchen. „Es ist natürlich nicht schön, WM-Spiele mit frei gebliebenen Plätzen zu sehen“, sagte Sprecher Nicolas Maingot. „Wir untersuchen derzeit die vielschichtigen Gründe. In diesem Moment ist es noch zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen.“

Am Sonntag waren beim Spiel zwischen Algerien und Slowenien in Polokwane sowie bei der Partie zwischen Serbien und Ghana in Pretoria zahlreiche Plätze frei geblieben, obwohl die Tickets verkauft waren. „Die Karten sind verkauft, aber die Plätze bleiben dennoch leer. Das ist also kein Problem des Ticketings“, sagte Maingot. Wobei es aber auch zu dieser Darstellung aus Tickethändler-Kreisen sofort Gegenstimmen gab.

Viele scheuen weite Anreise

Allein in Europa und in Südamerika sind Karten-Kontingente liegen geblieben, weil die Zuschauer die weite und teure Anreise nach Südafrika scheuen. Zum Auftaktspiel der Deutschen gegen Australien waren nur rund 1500 Zuschauer im Stadion von Durban, die extra zur WM aus Deutschland angereist sind.

Wer bei Ticket-Agenturen anruft, kann noch für jedes Spiel der WM Karten bekommen. Eine andere Situation als noch vor vier Jahren bei der WM in Deutschland, als die Partien im Vorfeld ausverkauft waren. Tickets kurzfristig vor den Stadien zu verkaufen, ist allerdings problematisch, da die Fifa und die Polizei Sicherheitsbedenken haben, wenn es keine Ausweiskontrolle und kurzfristig keine Überprüfung der Daten der Käufer mehr geben kann.

Trotz der Schwierigkeiten gibt sich die Fifa in ihren offiziellen Stellungnahmen mit den Zuschauerzahlen in Südafrika zufrieden. „Wir liegen bei einem Schnitt von fast 51 000 Zuschauern pro Spiel, das ist sehr hoch“, sagte Fifa-Sprecher Nicolas Maingot.