Weiden/Frankfurt/Berlin. Am ersten Pflichtspiel-Wochenende machten zahlreiche Neueinkäufe der Bundesligisten auf sich aufmerksam. Barrios, Arango, Derdiyok und Moreno feierten gelungene Debüts im DFB-Pokal und steigern die Vorfreude auf den Liga-Start.

Am heutigen Montag wird Lucas Barrios richtig ausschlafen. Erstmals, seitdem Borussia Dortmunds neuer Starstürmer vor neun Tagen Chile verlassen hat und nach Deutschland gekommen ist, hat der für 4,2 Millionen Euro verpflichtete 24-Jährige einen freien Tag. Zeit und Gelegenheit, die erlebnisreiche letzte Woche Revue passieren zu lassen.

Der Vertragsabschluss mit dem BVB, die Anreise von Santiago de Chile nach Dortmund, das erste Training am nächsten Morgen, zwei Tage später dann das Testspiel in Koblenz mit dem ersten Tor des Argentiniers für Dortmund. Und dann die Pflichtspiel-Premiere am Samstag im DFB-Pokal beim Süd-Regionalligisten Spielvereinigung Weiden. Beim 3:1-Erfolg zeigte der BVB fußballerische Mindestausstattung und quälte sich in die zweite Runde. Aber eine Szene aus der 24. Minute bleibt in Erinnerung: BVB-Regisseur Tamas Hajnal spielt Lucas Barrios einen Steilpass so präzise in den Fuß, als würde das ungarisch-argentinische Duo schon seit Jahren gemeinsam Tango zur Geige tanzen. Und Barrios schiebt den Ball mit dem Instinkt des Torjägers in den Kasten. „Zweites Spiel, zweites Tor”, rechnete ein BVB-Fan vor, „die Quote aus Chile wackelt.” Dort hatte Barrios, den sie in Südamerika den Panter nennen, im Jahr 2008 für seinen Klub CSD Colo Colo Santiago 37 Treffer in 38 Spielen erzielt und sich damit den Titel „Welt-Torjäger” erschossen.

In Weiden bewies er auch, dass er nicht nur im Abschluss brilliert. Der robuste Stürmer, der in seinen Bewegungsabläufen an den ehemaligen Bayern-Angreifer Roy Makaay erinnert, bot sich immer wieder als Anspielstation an und war per Hacke Mit-Vorbereiter beim 2:0 von Nuri Sahin. In der 82. Minute wurde Barrios dann ausgewechselt: erschöpft, aber zufrieden.

„Das war für ein Pflichtspiel-Debüt richtig gut”, schwärmte Jürgen Klopp. Gewundert aber hat sich der BVB-Trainer über diesen Einstand des Neuen nicht: „Wir haben Barrios ja auch lange genug gescoutet, um zu wissen, dass er einschlägt.”

Deutschkurs beginnt in dieser Woche

Barrios hat versprochen, viel dafür zu arbeiten, „um die großen Erwartungen an mich zu erfüllen” Im Training, im Spiel, aber auch abseits des Rasens. In dieser Woche beginnt bereits sein Deutsch-Kurs. Und am Samstag steht die Bundesliga-Premiere gegen den 1. FC Köln an. „Ich bin heiß darauf, vor den 80 000 Zuschauern und dieser riesigen Südtribüne aufzulaufen”, sagt er. Ein gutes Omen: Lucas Barrios zieht in Dortmund in das Haus von Alex Frei. Sein Vorgänger, der unbedingt zurück in seine Schweizer Heimat wollte, hatte in 74 BVB-Bundesligaspielen 34 Tore erzielt und 16 vorbereitet.

Einer wie Barrios steigert natürlich die Vorfreude auf die Bundesliga-Saison. Auch in anderen Klubs gaben Neulinge am Pokal-Wochenende viel versprechende Vorstellungen. Die Anhänger von Borussia Mönchengladbach schlossen auf Anhieb Juan Fernando Arango ins Herz. Kein Wunder: Der Venezuelaner, der Erfahrung aus 83 Länderspielen mitgebracht hatte, trumpfte als Nachfolger des nach Bremen gewechselten Marko Marin beim 2:1-Sieg beim Zweitligisten FSV Frankfurt groß auf. Der 29-Jährige, der für 3,3 Millionen Euro Ablöse von Real Mallorca gekommen war, besorgte ein Tor selbst und bereitete das zweite von Roberto Colautti sehenswert vor – Trainer Michael Frontzeck nannte diese Szene „Weltklasse”.

Hohe Ablöse ist keine Belastung

Natürlich sollte es ratsam sein, nicht voreilig zu Superlativen zu greifen. Doch es ist auch verständlich, dass sich die Klub-Verantwortlichen diebisch darüber freuen, wenn ihnen beim Transferlotto ein Treffer gelungen ist. So wie Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes, der einen „Stürmer mit Torriecher” und damit auch sich selbst lobte: Denn er hatte den Siegtorschützen Eren Derdiyok beim 1:0-Erfolg beim Regionalligisten SV Babelsberg 03 fünf Minuten zuvor eingewechselt. Derdiyok, türkischstämmiger Nationalspieler der Schweiz, kam vom FC Basel und ist erst 21 Jahre alt. Dass fünf Millionen Euro Ablöse auch eine Verpflichtung bedeuten, belastet ihn nicht: „Ich bin das Geld wert”, hat er keck gesagt.

Ebenso optimal fügte sich Marcelo Moreno ins Spiel von Werder Bremen ein. Der Titelverteidigter nahm die erste Pokalhürde souverän mit 5:0 beim Zweitliga-Aufsteiger Union Berlin, der von Schachtjor Donezk ausgeliehene Bolivianer wurde erst in der 79. Minute eingewechselt. Elf Minuten reichten ihm für zwei Treffer. Auch keine schlechte Visitenkarte.