Essen. Michael Kutzop verwandelte Elfmeter traumhaft sicher. In Erinnerung bleibt der Bremer aber mit einem Fehlschuss. An jenem 22. April 1986 hielten die Menschen im Weserstadion den Atem an, dann hörten sie das Geräusch: Pong!
Ein guter Freund und Mitspieler hatte den ultimativen Elfmeter-Tipp parat. Im Angesicht des Torwarts: Pfosten ausgucken. Zielen. Schieben. Den Pfosten trifft man sowieso nicht, wenn man ihn treffen will, meinte er überzeugt. Wenn der Ball dann aber einen minimalen Abstand zum Innenpfosten lässt, kriegt den kein Torwart der Welt. Der Freund musste es wissen, 20 Saisontreffer waren damals für ihn keine Seltenheit.
Der Tipp erwies sich tatsächlich als hilfreich. Unsereiner scheiterte zwar beim Elfmeter schon mal am Torwart, aber an den Pfosten klatschten die Dinger nie. Für einen Fußballer, egal ob Champions League oder Kreisliga, ist ja nichts frustrierender als dieses Geräusch. Du glaubst, alles richtig gemacht zu haben, drehst schon ab, und dann: Pong! Pfosten. Fußballer wissen, wie sich Michael Kutzop damals gefühlt haben muss.
Kutzop: der Strafstoßspezialist aus Bremen, der zuverlässig traf. Nur einmal nicht. An jenem 22. April 1986 hielten die Menschen im Weserstadion den Atem an, dann hörten sie das Geräusch: Pong!
Elfmeterpfiff zwei Minuten vor Schluss
Vorletzter Bundesligaspieltag, es steht 0:0 im direkten Duell der Titelaspiranten Werder Bremen und Bayern München. Zwei Minuten vor Schluss soll der Däne Sören Lerby den Ball mit der Hand berührt haben, Schiedsrichter Volker Roth gibt Elfmeter.
Trifft Kutzop, ist Bremen Meister. Die Bayern bearbeiten zuerst den Schiedsrichter, dann den Schützen. Quasseln ihm ins Ohr, treten ihm auf den Fuß. Er verzögert den Anlauf, Torwart Jean-Marie Pfaff knickt nach links ab, Kutzop schickt die Kugel halbhoch nach rechts. Pong!
0:0, Werder erholt sich von diesem Schock nicht mehr. Am letzten Spieltag verlieren die Bremer mit 1:2 in Stuttgart, die Bayern putzen Mönchengladbach mit 6:0 und werden mit dem besseren Torverhältnis Deutscher Meister.
Rudi Völler zieht seinen alten Kumpel Michael Kutzop bis heute mit dessen Fehlschuss auf. „Ich bin nie Deutscher Meister geworden, das habe ich dir zu verdanken”, sagt er immer wieder gerne. Kutzop, der darüber lange Zeit nicht lachen konnte, hat mittlerweile einen Konter parat: „Hätte ich verwandelt, wäre ich zweimal Meister geworden. Aber heute würde mich doch keine Sau mehr kennen.”