Laut Statistik geht die deutsche Nationalelf als großer Favorit in die Partie gegen Russland. Noch nie zuvor verlor eine DFB-Elf ein WM-Qualifikationsspiel auf des Gegners Platz.
Aus sportlichen Gründen hat die deutsche Nationalmannschaft noch nie eine Weltmeisterschaft verpasst. Seit 1954 ist Deutschland neben Rekord-Weltmeister Brasilien sogar die einzige Nation, die bei allen WM-Turnieren dabei war. Doch nicht immer lief auf dem Weg zur WM für den dreimaligen Welt- und Europameister alles glatt. Vor allem 2001 war es äußerst knapp. Erst in den Play-offs gegen die Ukraine qualifizierte sich die DFB-Auswahl für die WM 2002 in Südkorea und Japan, wo sie schließlich Vize-Weltmeister wurde.
Auch aktuell droht dem Team von Bundestrainer Joachim Löw der Umweg über die unliebsame K.o.-Runde. Bei einer Niederlage am Samstag (17.00 Uhr MESZ/live im ZDF) im vorentscheidenden WM-Qualifikationsspiel der Europagruppe 4 in Moskau gegen Russland könnte sich die deutsche Elf aus eigener Kraft nicht mehr direkt für die WM 2010 in Südafrika qualifizieren. Als Gruppenzweiter müsste sie in die Play-off-Spiele am 14. und 18. November.
Im richtigen Moment präsent sein
Doch daran mag vor dem Showdown in Moskau derzeit ebenso wenig einer denken, wie an das Horrorszenario schlechthin: eine WM ohne Deutschland. "Deutschland hat keine Angst vor diesen entscheidenden Spielen", meinte Löw vor der Partie im Luschniki-Park. "Es war immer eine Stärke der deutschen Mannschaft, in wichtigen Momenten präsent zu sein und die Nerven zu behalten", betonte auch Teammanager Oliver Bierhoff. Ein Scheitern wäre "ein riesiger Image-Verlust und ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Deshalb ist unsere WM-Teilnahme Pflicht."
Bisher fehlte das DFB-Team nur 1930 in Uruguay (damals wäre die Anreise zu beschwerlich gewesen) und 1950 in Brasilien als Folge des Zweiten Weltkriegs. Seit 1954 nahm Deutschland 14 Mal an WM-Endrunden teil. Fußball-Nationen wie die Niederlande (siebenmal), Frankreich (fünfmal), England (dreimal), Italien (einmal, 1958) und Argentinien (einmal, 1970) haben dagegen mindestens einmal eine WM verpasst.
Davon blieb die deutsche Nationalelf bisher verschont, weil sie sich in den entscheidenden Momenten als stressresistent erwies - wie etwa 2001. In der Gruppe musste sich das DFB-Team unter dem damaligen Teamchef Rudi Völler hinter Erzrivale England mit dem zweiten Platz begnügen. In den Play-offs setzte sich Deutschland aber gegen die Ukraine (1:1/4:1) durch.
Deutsches Team schon mehrfach vor Quali-Aus
Der aktuelle DFB-Kapitän Michael Ballack war damals schon mit dabei und mit insgesamt drei Treffern der entscheidende Mann. "Wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren, wenn es darauf ankommt", erklärte Ballack die Stärke der Deutschen. Der 4:1-Erfolg in Dortmund habe der Mannschaft sogar "einen Schub für die WM 2002 gegeben".
Auch vor dem WM-Titel 1990 stand die Qualifikation für das Turnier in Italien auf Messers Schneide. Bei einer Niederlage im abschließenden Qualifikationsspiel am 15. November 1989 gegen Wales wäre die DFB-Elf mit Teamchef Franz Beckenbauer ausgeschieden. Doch nach dem Rückstand reichte letztendlich ein knappes 2:1 durch den entscheidenden Treffer von Thomas Häßler.
1997 hätte eine Niederlage zum Qualifikations-Abschluss den Gang in die Relegation bedeutet. Doch Deutschland zitterte sich durch ein 4:3 über Albanien als Gruppenerster zur WM 1998 in Frankreich. 1969 hielten Beckenbauer und Co. die Schotten durch ein 3:2 knapp auf Distanz und fuhren schließlich nach Mexiko.
Auswärts noch ungeschlagen
1965 hätte eine Pleite in Schweden das Aus bedeutet. Uwe Seeler sicherte beim Länderspiel-Debüt von "Kaiser" Beckenbauer aber schließlich das 2:1 und die Teilnahme an der WM 1966 in England.
In bisher 72 Qualifikationsspielen hat die DFB-Auswahl überhaupt erst zwei Partien verloren, auswärts ist sie sogar noch ungeschlagen. Entsprechend selbstbewusst geht auch die aktuelle Auswahl von Löw in das Gruppen-"Endspiel" in Russland, wie auch Torwart Rene Adler noch einmal unterstrich: "Wegen unserer Mentalität gepaart mit unserer Geschichte sind wir überzeugt, das Spiel zu gewinnen."