Köln. Bayer Leverkusen bestätigt beim 1:0-Sieg in Köln seinen neuen Stil: Die Defensive kommt zuerst. Auch das „andere” Derby war mit dem Schlusspfiff noch lange nicht beendet. Wie in Dortmund wurde auch in Köln nach dem 0:1 des 1. FC gegen Bayer Leverkusen noch kräftig übereinander hergezogen.

Zwei üble Fehltritte von Kölns Mittelfeldspieler Maniche hatten die Gästespieler – bei aller Freude über den verdienten Sieg – auf die Palme gebracht. Erst hatte der Portugiese Bayer-Keeper René Adler bei einem Zusammenprall in der 34. Minute mit dem Fuß am Knie und im Unterleib getroffen, kurz vor Schluss dann auch noch Arturo Vidal genau dahin getreten, wo's besonders weh tut.

Keine Punkte im Derby für Poldi uns seinen FC.
Keine Punkte im Derby für Poldi uns seinen FC. © imago sportfotodienst

„Natürlich gehört in so einem Derby eine Menge Leidenschaft mit dazu”, beklagte sich Adler hinterher über Maniches rüden Auftritt, „aber auch da muss man abwägen, ob man die Verletzung eines Gegenspielers in Kauf nimmt.”

Tritt unter die Gürtellinie

Ein wenig ärgerte sich Adler auch noch über seine eigene, allzu heftige Reaktion, die ihm ebenso wie „Übeltäter” Maniche die gelbe Karte eingebracht hatte. „Rot” verdiente sich der unbeherrschte Portugiese danach mit seinem zweiten Tritt unter die Gürtellinie - diesmal gegen Vidal.

„Es ist halt ein Derby”, suchte FC-Trainer Zvonimir Soldo nach einer Entschuldigung für Maniche, „ich glaube nicht, dass er dies mit Absicht getan hat.” Ziemlich unwahrscheinlich allerdings, dass der DFB-Kontrollausschuss ihm da folgen wird, wenn er in den nächsten Tagen über die Sperre für den Kölner befinden wird. Am nächsten Samstag beim FC Bayern und danach im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 wird Maniche den „Geißböcken” fehlen – mindestens ...

Aussichten, die die Aufgabe des FC nicht leichter und die Laune nicht besser machen. Von einem „Rückschlag” sprach Lukas Podolski, dem diesmal längst nicht so viel gelungen war wie beim 3:2-Pokalsieg über den Meister VfL Wolfsburg. Das kurze Zwischenhoch des 1. FC, das mit dem 2:0-Sieg beim VfB Stuttgart begann, ist also schon wieder vorüber. Soldo: „Wir müssen noch viel arbeiten, um da unten rauszukommen.”

Reaktion gezeigt

Genauso kurz wie das Kölner Hoch fiel auf der Gegenseite das Leverkusener Tief aus. 0:0 in der Bundesliga gegen Bremen, 1:2 beim 1. FC Kaiserslautern im Pokal – dann war's auch schon vorüber. „Es war schon wichtig für uns, eine solche Reaktion zu zeigen”, strahlte hinterher Kapitän Simon Rolfes, dem in der 82. Minute das späte und entscheidende Tor gelungen war. „Unser 1:0 hat sich doch lange angedeutet”, meinte er noch cool, „spielerisch waren wir klar besser.”

In der Tat: Bayer, in der Vergangenheit von jedem Rückschlag gleich schwer erschüttert, wirkt stabiler. „Da trägt die Arbeit von Jupp Heynckes langsam Früchte”, beschrieb René Adler die Veränderung.

Das Plus an Effektivität wird allerdings mit einem Minus an Attraktivität bezahlt. An erster Stelle kommt für Trainer Heynckes die Defensive, er betont aber auch: „Unser Ziel war's, hier zu gewinnen.” Nach dem 0:0 gegen Bremen am letzten Sonntag habe er seiner Mannschaft gesagt: „Wenn man solche Spiele mit 1:0 gewinnt, dann ist man am Ende oben dabei.” Und weiter: „So haben zum Beispiel die Bayern eine ganze Reihe ihrer Meisterschaften geholt.”

Jupp Heynckes muss es wissen: Schließlich war er selbst damals als Bayern-Trainer dabei. 1989 und 1990 führte er die Millionen-Truppe von der Isar zu zwei Meisterschaften. Mit lediglich 54 Gegentoren in 68 Spielen.