Essen. Niclas Füllkrug hat sich mit seinen Toren im DFB-Team festgespielt. Er macht viel richtig - zeigt aber auch, was der DFB versäumt hat.

Die Statistik ist gleichermaßen beeindruckend wie belustigend. Nachdem Niclas Füllkrug gegen Peru sein fünftes Tor im fünften Länderspiel erzielt hatte, meldete der Statistikdienst Opta sogleich, dass dies in diesem Jahrtausend nur ein anderer geschafft habe: Sandro Wagner. Letzterem war allerdings keine große Länderspielkarriere beschieden, es folgten noch drei Kurzeinsätze ohne Treffer – und dann wurde er schon wieder ausgemustert. Wagner hatte allerdings auch nur gegen die fußballerischen Fliegengewichte San Marino, Nordirland und Aserbaidschan getroffen, Füllkrug kann immerhin zwei Weltmeisterschaftstore vorweisen – eins davon gegen Spanien, in einem der besseren Spiele des Turniers. Und wer bei einer WM zu den Lichtblicken zählt, der darf bleiben.

Und dennoch: Der ganze Hype um den sympathischen Torjäger mit der markanten Zahnlücke ist zwar nett – aber genau genommen ist die gesamte Füllkrug-Geschichte nur ein weiterer Beleg für all das, was in der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball in den letzten Jahren schiefgegangen ist. Ein Stürmer, der vor einem Jahr noch in der zweiten Liga kickte, soll nun Deutschland zum EM-Sieg schießen?

Füllkrug macht viel aus seinen Möglichkeiten

Füllkrug selbst kann man gar nichts vorwerfen, der 30-Jährige macht aktuell richtig viel aus seinen Möglichkeiten. Aber ein Weltklassestürmer ist er nicht. Im weltgrößten Sportfachverband DFB hat man es in den vergangenen Jahren eben nicht geschafft, eine bessere Alternative auszubilden, einen Angreifer von gehobenem internationalen Niveau. Der letzte war Miroslav Klose, der allerdings bei der SG Blaubach-Diedelkof von allen Spähern übersehen wurde und fern von allen Leistungszentren heranreifte. Auch nicht gerade ein Zeugnis guter Nachwuchsarbeit.

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Spielertypen vom Modell Brecher wie Füllkrug wurden jahrelang verkannt, weil sie nicht ins Idealbild des am spanischen Vorbild orientierten Ballbesitzfußballs mit kleinen, wendigen Angreifern passten. So wurden kaum noch echte Neuner ausgebildet, die eher über Wucht und Zielstrebigkeit als Technik kamen – nur deswegen kann einer wie Füllkrug heute der große Hoffnungsträger sein.