Mainz/Essen. Das DFB-Team muss sportliche Klasse und Fanherzen zurückgewinnen. Beim 2:0 gegen Peru stören Trainer Flick die Tuchel-News. Ein Kommentar.
Wer recht aufmerksam war, hat am Samstagabend mitbekommen, dass die Fußball-Nationalmannschaft in ihr Länderspieljahr gestartet ist. Ein 2:0 in Mainz gegen Peru. Das schien durchaus leicht zu übersehen, waren doch Aufmerksamkeit des interessierten Fachpublikums sowie Arbeitsort weiter Teile der nationalen Fußballreporter-Landschaft weiter südlich gelagert. Nämlich beim FC Bayern wegen dessen spektakulärem Trainerwechsel, weg von Julian Nagelsmann und hin zu Thomas Tuchel. Wie kann Mainz da mit dem vorübergehend wieder ins bajuwarische verlegte Hollywood um die Gunst der Fans konkurrieren?
Bayern-Stars Kimmich, Goretzka, Gnabry: Mit dem Kopf mehr beim FC Bayern als beim DFB?
Weil es knapp zwei zumeist vergnügliche Stündchen zwischen Anstoß und Abpfiff waren, Niklas Füllkrug zweimal schnell traf, hatte Bundestrainer Hansi Flick durchaus Anlass, sich über den ungeplant verlagerten Fokus zu ärgern. Die deutsche Mannschaft muss Kredit zurückgewinnen, gegen Peru gab’s noch keine Perfektion, aber viel Willen. Und doch reden gerade alle über die Bayern. Auch im DFB-Team. Auf seinen Kapitän, Joshua Kimmich, verzichtete Flick in der Startelf nicht; den übrigen Mitgliedern der Münchener Abordnung, Leon Goretzka und Serge Gnabry, gab der Bundestrainer zumindest eine Halbzeit lang die Gelegenheit, die rauchenden Köpfe frei zu kriegen.
Selbstredend haben die Schlagzeilen aus der Heimat auf das Trio gewirkt. Am Samstag wird der FC Bayern im Bundesliga-Topspiel versuchen, dem Selbstverständnis gerecht zu werden und diesen unverschämten Borussen aus Dortmund die entführte Tabellenführung wieder zu entreißen. Ob sich die Drei also mehr auf die Aufgaben in Schwarz und Weiß konzentrieren können als auf den BVB, während Tuchel seinen Dienst an der Säbener Straße antritt?
Flick kann einen weiteren Sieg am Dienstag gegen Belgien gut gebrauchen
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Hansi Flick erschwert es das Vorhaben, ein Gefühl des Aufbruchs zu erzeugen. Das WM-Desaster von Katar und leidigen Diskussionen über One-Love- oder Regenbogen- oder Schwarz-Rot-Gold-Binde haben die Verbands-Bosse im Hauruckverfahren zu den Akten gelegt. Alles ist nun der Heim-EM im nächsten Jahr untergeordnet, wenn der Erfolg zurückkommen und die entrückten Fans ihren Beziehungsstatus zum DFB-Team korrigieren sollen. Ein Sieg über die starken, aber in Katar gleichfalls kläglich gescheiterten Belgier am Dienstag könnte den nächsten positiven Effekt erzielen. Die Causa Thomas Tuchel dürfte Hansi Flick jedoch noch bei der nächsten DFB-Zusammenkunft Mitte Juni begegnen. In den beiden Wochen vorher werden die Münchener Auswahlspieler erfahren haben, ob sich der Trainerwechsel an der Isar ausgezahlt hat oder nicht.