Essen. 15 der 18 Bundesliga-Klubs bereiten sich in Trainingslagern auf die Restrunde vor. Die Gründe sind vielfältig. Beliebt sind Spanien und Portugal.

Die Bundesligaklubs reisen wieder: In zweieinhalb Wochen beginnt die Restrunde mit dem 16. Spieltag, 15 der 18 Klubs fliegen für Trainingslager um die Welt. Zwischen Bradenton in Florida, USA, wo sich Hertha BSC vorbereitet, und Doha in Katar, wo der FC Bayern München trainieren wird, liegen 12.372 Kilometer. Die ersten Klubs sind am Montag geflogen, die letzten kommen erst am 14. Januar zurück.

Schalke 04 reist ins Trainingslager nach Belek

Trainingslager erfreuen sich immer noch größter Beliebtheit – obwohl die Qualität der Trainingsplätze in Deutschland immer höher wird und die Temperaturen nicht mehr zwingend unter dem Gefrierpunkt liegen. Was sind die Gründe, überhaupt noch zu verreisen? Die Trainer und Verantwortlichen wählen dafür die gleichen Argumente wie vor Jahrzehnten: besseres Wetter, intensiveres Training, gute Möglichkeiten zum Teambuilding. Oder wie es Peter Knäbel, Sportvorstand des FC Schalke 04, vor der Reise ins türkische Belek formulierte: „Wenn wir alle ein paar Tage zusammen im Hotel sind, lernen wir uns noch besser kennen.“

Bei der Organisation der Camps lassen sich viele Vereine helfen – es gibt dafür spezialisierte Agenturen. Nicholas MacGowan ist Direktor der Agentur Match IQ, die unter anderem Union Berlin, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg betreut. Er fasst die Anforderungen der Klubs im Gespräch mit dieser Zeitung so zusammen: „Es kommt darauf an, wie hoch das Budget ist, zu welchen Terminen die Vereine reisen wollen und wie lange eine Reise dauern sollte. Manche geben auch eine Warmwetter-Garantie als Wunsch an. Eine Rolle spielen auch die persönlichen Erfahrungen des jeweiligen Cheftrainers.“ Wegen der Temperaturen vermittelte die Agentur Eintracht Frankfurt den Aufenthalt in Dubai. „Wenn mir jemand garantiert hätte, dass wir jeden Tag 18 Grad haben, wären wir in Frankfurt geblieben. In Dubai haben wir de facto eine Wettergarantie und beste Voraussetzungen“, sagte Frankfurts Trainer Oliver Glasner. Als Europa-League-Sieger kann sich die Eintracht den Aufenthalt in Dubai auch leisten.

FC Bayern fliegt nach Katar

Aktuell fällt auf, dass die meisten Erstligisten nach Spanien und Portugal reisen – in diesem Winter zehn der 15 Vereine. „Das sind immer Wellen, vor ein paar Jahren waren sehr viele Mannschaften noch in der Türkei“, sagte MacGowan dazu. „Es liegt aktuell daran, dass dort das Wetter zuletzt nicht immer gut war zu dieser Zeit. Und es gibt auch Vereine, die politische Gründe angeben. Aber von der Qualität ist die Türkei weiterhin sehr hoch.“ Dass die Schalker die Türkei vorziehen, liegt vor allem am vorhandenen Budget. Durch eine Zusammenarbeit mit einer Airline sind die Flüge für die Königsblauen nach Antalya kostenlos, die Kosten für das Hotel – das den für ein Schlusslicht passenden Namen Titanic trägt – sind überschaubar.

Doch Kosten, Hitze oder persönliche Erfahrungen sind nicht die einzigen Gründe für die Ortswahl: Dass der FC Bayern in Doha trainiert, hat allein damit zu tun, dass die Fluglinie Qatar Airways zu den wichtigsten Sponsoren gehört. Seit Jahren ist diese Partnerschaft umstritten, vor dem Abflug der Bayern am Freitag wiederholte der Fanklub-Dachverband der Münchener seine Forderung, den im Sommer 2023 endenden Sponsoringvertrag nicht zu verlängern. Vorstandschef Oliver Kahn hatte sich zuletzt zurückhaltend geäußert: „Wir werden das Thema intensiv nach der WM besprechen und für den FC Bayern eine Lösung finden.“ Bisher zahlt die Fluglinie den Bayern offenbar rund 25 Millionen Euro pro Jahr.

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Drei Bundesliga-Klubs bleiben in Deutschland

Drei Vereine verzichten auf ein Trainingslager – der 1. FC Köln, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. „Es sind Anfang Januar nur rund zweieinhalb Wochen bis zum Pflichtspiel-Auftakt. Danach starten wir direkt in eine Englische Woche. Da wollen wir keine zwei Tage mit Reisestress verschenken“, sagte Gladbachs Trainer Daniel Farke. „Wir haben uns die Option offengehalten – wenn es einen totalen Wintereinbruch gibt und man in Deutschland gar nichts hinbekommt trainingstechnisch – ganz kurzfristig ins Trainingslager zu fahren.“ Spiele das Wetter mit, seien die Trainingsbedingungen zu Hause „optimal“.

Und obwohl es oft regnet – die Temperaturen im deutschen Winter sind zum wiederholten Male Anfang Januar mild. Dass künftig immer mehr Klubs zu Hause bleiben, glaubt und hofft MacGowan nicht: „Es gibt immer wieder mal Vereine, die verzichten. Trainingslager werden immer wichtig bleiben.“