Düsseldorf. Japans Nationalelf bestreitet zwei Länderspiele in Düsseldorf – das erste an diesem Freitag gegen die USA. Das sind die Gründe dafür.

Da staunten die Spieler des FC Schalke 04 aber nicht schlecht: Eigentlich stand nur eine normale Trainingseinheit in der Länderspielpause auf dem Programm, doch plötzlich erblickten sie Weston McKennie an der Seitenlinie – den Ex-Schalker, der 2020 zu Juventus Turin gewechselt war. Doch es ging nicht etwa um eine Bundesliga-Rückkehr McKennies ins Ruhrgebiet – er schaute vorbei, weil er sich aus ungewöhnlichem Grund in NRW aufhält. Mit der US-Nationalmannschaft trifft McKennie an diesem Freitag in einem Länderspiel auf Japan. Und das in Düsseldorf.

Warum das Japan-Spiel am frühen Nachmittag beginnt

Geplant wurde dies von den Japanern, die ihre Nationalmannschaft fast schon liebevoll „Samurai Blue“ nennen. Heute beginnt das Spiel um 14.25 Uhr (DAZN), am Dienstag treffen sie um 13.55 Uhr wieder in Düsseldorf auf Ecuador – Mittagszeit in Deutschland, die beste Sendezeit in der Heimat.

Für die Japaner sind es die beiden letzten Vorbereitungsspiele auf die Weltmeisterschaft in Katar – dort sind sie im November und Dezember Gruppengegner der deutschen Nationalmannschaft. Da aus dem nominierten 30-Mann-Kader nur acht Profis in Japan spielen, der Rest aber in europäischen Klubs, entschied der japanische Verband, dass der Großteil seiner Nationalspieler nicht eine halbe Weltreise auf sich nehmen muss.

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Deshalb sind sie seit Montag in Düsseldorf zu Gast, sie trainieren unter anderem im Paul-Janes-Stadion der Fortuna. Am ersten Tag kamen rund 300 Schüler aus der japanischen Schule der Stadt zu einem Fototermin – und nicht alle Spieler schienen zu wissen, dass in Düsseldorf eine der größten japanischen Gemeinden außerhalb der Heimat lebt. 8400 Japaner bilden in Düsseldorfs Innenstadt ein „Little Tokyo“ – nicht nur mit der Schule, sondern auch mit Supermärkten, Firmen und einem Tempel. Im Stadtteil Stockum gibt es einen japanischen Garten. Kyogo Furuhashi, der für Celtic Glasgow in Schottland spielt, staunte über so viel Zuspruch: „Das ist ja fast wie in Japan hier.“

Auch zwei Spieler aus der Region zählen zum Aufgebot. Japans Kapitän Maya Yoshida ist Abwehrchef des FC Schalke 04, Mittelfeldspieler Ao Tanaka hat sogar ein richtiges Heimspiel – im Vereinsleben trägt er das Trikot des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Tanaka wusste schon, dass sich viele japanische Fans auf das Spiel freuen: „Dies ist eine seltene Gelegenheit für uns, ein Spiel in Europa zu spielen, daher hoffen wir, denjenigen, die uns im Stadion besuchen, ein spektakuläres Spiel präsentieren zu können.“ Besonders über die vielen Kinder beim Training habe er sich gefreut. Abwehrspieler Yuta Nakayama, der eigentlich für Huddersfield Town in der zweiten englischen Liga verteidigt, bestätigte diesen Eindruck. „Ich bin sehr glücklich, dass wir an einem Ort spielen, zu dem ich nicht weit reisen musste, und dass ich deshalb weniger Jetlag als sonst habe. Ich habe mich von vielen japanischen Fans sehr herzlich empfangen gefühlt“, sagte Nakayama.

US-Team trainiert in Köln auf dem FC-Gelände

Die US-Nationalmannschaft trainiert nicht in Düsseldorf, sondern ein paar Kilometer weiter in Köln auf dem Vereinsgelände des FC. Zwei Leistungsträger des Teams kennen sich schon länger in NRW aus – außer McKennie noch Christian Pulisic (FC Chelsea), der bei Borussia Dortmund zu einem international begehrten Fußballprofi reifte. Zwei Spieler aus der Region hatten keine lange Fahrt: Gio Reyna (Borussia Dortmund) und Joe Scally (Borussia Mönchengladbach) reisten gemeinsam an. Auch für US-Trainer Gregg Berhalter, der von 2002 bis 2009 für Energie Cottbus und 1860 München in der Bundesliga verteidigte, ist Deutschland kein unbekanntes Fußball-Terrain.

Genau wie die Japaner nehmen auch die US-Amerikaner das Spiel sehr ernst. Der Oliver Bierhoff der USA, Brian McBride, sagte: „Was ich in diesem Camp sehen möchte, ist eine Leistungssteigerung. Es gibt einige Herausforderungen, aber diese Mannschaft hat eine gute Dynamik.“ Berhalters Vorteil: Er trainiert die Mannschaft seit über vier Jahren, kennt viele Profis schon lange.

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Wie hoch die Ziele der USA sind, verriet Sam Vines, Außenverteidiger von Royal Antwerpen, der auch nicht sehr weit anreisen musste: „Wir kämpfen hier um Kaderplätze, aber gleichzeitig streben wir alle ein Ziel an – und das ist der Sieg bei der Weltmeisterschaft.“ Gruppengegner sind England, Iran und Wales.

Rund 7500 Tickets für Japan-Spiel bis Donnerstagabend verkauft

Karten für das Spiel am außergewöhnlichen Ort sind noch zu bekommen – bis Donnerstagabend waren erst rund 7500 verkauft. Nach dem Abpfiff zieht das US-Team weiter nach Murcia in Spanien, trifft dort am Dienstag auf Saudi-Arabien. Die Japaner bleiben noch eine Weile in Düsseldorf. Und freuen sich weiter über viele Zuschauer beim Training – und ein ein bisschen Heimat.