Essen. Der Ex-Schalke-Trainer kann in dieser Saison mit RB Leipzig zwei Titel holen. Seine Herangehensweise hat sich nicht geändert. Ein Kommentar.
Es gab eine stattliche Anzahl fußballversierter Menschen, die in Domenico Tedesco 2018 den Trainer des Jahres sahen. Der damals 32-Jährige hatte den Traditionsbetrieb FC Schalke 04 als Vizemeister nach drei Abstinenz wieder in den Traditionswettbewerb Champions League geführt, dazu hatte der Pokal-Halbfinalist im Revierderby aus einem 0:4 ein 4:4 gemacht, über dessen Zustandekommen noch heute ein paar BVB-Fans grübeln dürften. Tedesco war mit Herz und Verstand Schalker, seine Leidenschaft besänftigte gar diejenigen, denen die defensive Spielausrichtung des Teams missfiel. Ein Rätsel eigentlich noch immer, dass der Hoffnungsträger sich danach nur noch ein weiteres Dreivierteljahr hielt.
Auf Schalke wie in Leipzig: Für Tedesco zählt die Defensive
Ein bisschen wiederholt sich Geschichte gerade in Leipzig, zumindest das Wachküssen einer vor sich hin darbenden Mannschaft. In den vergangenen vier Monaten hat Tedesco RB Leipzig zu einer neuen Identität verholfen – weg von der erfolglosen und ungestümen Hauruckoffensive seines Vorgängers Jesse Marsch, hin zu strukturierten, hocheffizienten Darbietungen.
Im Gegensatz zu den Zeiten beim FC Schalke 04 kommt Tedesco in Leipzig zugute, dass der teuerste Kader der Vereinsgeschichte auch einige herausragende Fußballer wie exemplarisch Christopher Nkunku bereithält. RB kann in vielen anderen Regionen nicht als Klub, wohl aber mit seiner Spielweise begeistern: Der neuen Widerstandsfähigkeit hinten jedenfalls fällt die Kreativität vorne nicht zum Opfer.
Die defensivgeprägte Philosophie des Trainers mag geblieben sein – er zieht sie aber nicht rigoros durch, sondern passt die Taktik den Qualitäten seiner Spieler an. So macht man das als guter Coach. Sollte RB Leipzig zwei Titel in dieser Saison holen im DFB-Pokal und in der Europa League, dürfte Domenico Tedesco doch noch zu seinen Ehren kommen, die ihm beim FC Schalke 04 noch verwehrt geblieben waren. Trainer des Jahres 2018 war übrigens Jupp Heynckes. Eine solche Konkurrenz sticht in diesem Jahr nicht sofort ins Auge.