Düsseldorf.. Die Mannschaft der Fortuna enttäuscht. Fans fordern den Rauswurf des Trainers. Die Chefs kennen sich kaum. Ein Abstieg wäre katastrophal.
Er wolle keinen Kommentar abgeben, dafür sei nicht der richtige Zeitpunkt, meint Klaus Allofs am Telefon. Am Anfang der Saison war der Vorstand von Fortuna Düsseldorf noch deutlich gesprächiger, als er in einem Konferenzraum im Düsseldorfer Stadion zum Interview einlud. Durch die Fenster schimmerten die bunten Sitzplätze der Tribünen, auf dem Tisch dampfte Kaffee, der 65-Jährige erfreute sich an der kommenden Zweitliga-Spielzeit mit vielen Traditionsklubs, blickte optimistisch in die Zukunft.
Vorbei.
Jetzt taumelt Fortuna Düsseldorf nah am Abgrund, nur drei Punkte beträgt der Vorsprung vor dem Relegationsplatz, der Tabellensechzehnte SV Sandhausen hat zudem noch ein Nachholspiel. Der Zustand der Mannschaft? Besorgniserregend. Viele Fans fordern längst die Absetzung von Trainer Christian Preußer, ein Teil formulierte sogar einen Brief an die Verantwortlichen, in dem die Anhänger ihrem Ärger über Preußer Luft machten. Das Problem: Die Mächtigen im Klub scheinen nicht an einem Strang zu ziehen.
Ein neuer Sportdirektor wird in Düsseldorf noch gesucht.
Was vor allem daran liegt, dass der Vorstand durcheinandergewürfelt wurde. Alexander Jobst beginnt sein Amt als Vorstandsvorsitzender am 14. Februar, also rein zufällig einen Tag nach dem Spiel der Düsseldorfer gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Schalke. Zehn Jahre lang hatte der Marketing-Mann versucht, das Produkt S04 optimal zu vermarkten. Jetzt tritt der 48-Jährige die Nachfolge von Thomas Röttgermann an, der ein Angebot des Aufsichtsrates zur Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrags abgelehnt hatte. Sportvorstand Uwe Klein wurde zudem freigestellt, ein neuer Sportdirektor wird noch gesucht.
Jedoch hätte Klaus Allofs gerne mit Röttgermann weitergearbeitet, viele wärmende Worte hatte er daher bei der Präsentation von Jobst nicht übrig für den neuen starken Mann. „Wir kannten uns vorher nicht und hatten auch erst ein Gespräch“, sagte Allofs. „Es ist kein Geheimnis, dass ich mir das in einer anderen Konstellation vorgestellt hatte. Aber ich akzeptiere diese Entscheidungen des Aufsichtsrates.“
Die finanzielle Lage der Fortuna ist problematisch
In dieser Gemengelage soll der Niedergang gestoppt werden. Die Chefs müssen es schaffen, eine Mannschaft, die den Glauben an sich verloren hat und der es an einer Führungsfigur in der Offensive fehlt, wieder aufzubauen. Der Absturz in die Dritte Liga wäre nach dem Bundesliga-Abstieg 2020 eine Katastrophe, die Corona-Krise kratzt die finanzielle Lage ohnehin an, Sprünge auf dem Transfermarkt sind kaum möglich.
Der Druck auf Klaus Allofs steigt
Das erhöht den Druck auf Klaus Allofs, der den sportlichen Bereich als Vorstand „Fußball und Entwicklung“ verantwortet. Früher tätigte der legendäre Fortuna-Stürmer als Manager große Transfers bei Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg, seit dem September 2020 arbeitet er in Düsseldorf und muss kleiner denken. In der Mannschaft tummeln sich in Rouwen Hennings ein Star (9 Tore/0 Vorlagen) und in Khaled Narey ein guter Mittelfeldspieler (5 Tore/7 Vorlagen), ansonsten besteht der Kader aus vielen für die Zweite Liga mittelmäßigen Profis. Zudem hat es Trainer Christian Preußer nicht geschafft, dem Team eine Struktur zu geben. Der 38-Jährige hatte die zweite Mannschaft des SC Freiburg in die Dritte Liga geführt, seine Verpflichtung im Sommer überraschte, bei der Fortuna scheint er an Grenzen zu stoßen.
Fortuna-Fans fordern: „Holen Sie einen Erfahrenen“
Viele Fans fordern deswegen eine Freistellung, in dem Brief an den Vorstand hieß es: „Entbinden Sie Herrn Preußer von seinen Aufgaben und holen Sie einen erfahrenen Trainer, der uns aus dieser Situation herausholt und den Spielern klarmacht, welche Bringschuld sie gegenüber ihrem Arbeitgeber haben, der aber auch junge Spieler einbauen kann.“ Allofs versuchte, in den Sozialen Medien zu besänftigen. „Unsere sportliche Situation ist sehr kritisch“, schrieb er auf Twitter, „und ich kann daher die Sorgen der Fans nachvollziehen und verstehe jeden, der seinen Unmut äußert.“
Fortuna Düsseldorf spielt erst gegen Kiel, dann gegen Schalke
Wie lange das Vertrauen für Christian Preußer anhält, wird sich zeigen. Am 6. Februar (13.30 Uhr/Sky) geht es weiter bei Holstein Kiel, dann kommt Schalke. Die Fortuna sollte in diesen Partien dringend punkten, damit beim Start von Alexander Jobst nicht direkt der Trainer gehen muss