Essen. Einige Fußballstars infizierten sich bei Urlaubsreisen. Doch das Thema ist zu komplex für pauschale Verurteilungen. Ein Kommentar.

Natürlich sollte es eine Überlegung wert sein, ob in diesen Zeiten ein Urlaub auf den Malediven, verbunden mit einer langen Flugreise, wirklich nötig ist. Als Kapitän des deutschen Fußball-Rekordmeisters trägt Manuel Neuer eine besondere Verantwortung, und der ist er nicht gerecht geworden. Der FC Bayern wird vorerst auf den Top-Torwart verzichten müssen, nachdem er sich eine Corona-Infektion eingehandelt hat.

Aber: Manuel Neuer mag hierzulande der prominenteste Profi sein, der dieses Pech hatte – der einzige ist er nicht. In den Sozialen Medien sahen wir viele Bilder von Spielern, die Fernreisen unternommen hatten, um Weihnachten und Silvester zu feiern. Sie mussten damit rechnen, dass das Virus auch sie erwischen konnte, sie entschieden sich für das Risiko. Und das in einem hochbezahlten Beruf, in dem es extrem auf körperliche Fitness ankommt.

Auch BVB-Verteidiger Dan-Axel Zagadou hat sich mit Corona infiziert.
Auch BVB-Verteidiger Dan-Axel Zagadou hat sich mit Corona infiziert. © firo

Auch Spieler, die daheimgeblieben sind, können sich angesteckt haben

Und dennoch: Das Thema ist zu komplex für pauschale Verurteilungen. Ja, es gab Spieler, die sich im Pulk ausgelassen feiernd präsentierten. Andere aber nutzten die Weihnachtstage, um endlich einmal wieder ihre Familien in der Heimat zu sehen. Sind die dann auch zu tadeln? Corona lauert leider überall. Auch wer daheimgeblieben ist, wer in Dortmund oder Düsseldorf mit der engsten Verwandtschaft vor dem Tannenbaum saß, kann sich bei seinen Familienmitgliedern angesteckt haben.

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Das engmaschige Testsystem deckt im Profifußball alle Fälle zügig auf

Weil es längst bekannt ist, dass auch Geimpfte nicht zu hundert Prozent geschützt sind, muss sich jeder der Gefahren bewusst sein und sie im Rahmen seiner Möglichkeiten minimieren. Doch wer weiß, wie viele geimpfte Menschen nichts von einer Infektion wissen, eben weil die Impfung Wirkung zeigt und sie keine Symptome spüren. Bei Profifußballern hingegen wird jeder Fall zügig entdeckt, dafür sorgt das engmaschige Testsystem. Auch deshalb ist es nicht angebracht, mit dem Finger auf die relativ vielen infizierten Spieler zu zeigen. Hinter jedem einzelnen steckt eine eigene Geschichte, und die ist nicht jedes Mal ein Beleg für Leichtsinn.

Sicher ist aber: Der Fußball hat gerade ein großes Problem. Doch auch damit steht er in der Gesellschaft ja nicht allein da.