München. Beim FC Bayern gibt es Irritationen über die Zukunft von Niklas Süle. Für Trainer Julian Nagelsmann gehört er auch in Zukunft in sein Team.

An diesem Mittwoch wird die neue Asymmetrie in der Formation des FC Bayern München aller Voraussicht nach wieder sichtbar werden, wenn beispielsweise ein Außenverteidiger im Aufbau zum Flügelstürmer wird und der andere Außenverteidiger zeitgleich zum dritten Sechser. Solche krummen und für den Gegner verwirrenden Bewegungsmuster waren zuletzt vermehrt zu beobachten in der Mannschaft des Trainers Julian Nagelsmann, jüngst am Freitag beim 3:1-Sieg in Fürth.

Zufällig hing parallel dazu auch der Haussegen beim FC Bayern ein bisschen schief. Dafür hatte vor dem Ligaspiel ein Spiegel-Bericht gesorgt, in dem es um einen Prozess im Beraterstreit zwischen Karlheinz Förster und Murat Lokurlu ging und um angebliche Chat-Nachrichten von Niklas Süle aus den Jahren 2018 und 2019.

Süle soll auf Abschied vom FC Bayern gedrängt haben

Der Innenverteidiger soll darin gegenüber Lokurlu sehr deutlich auf einen Abschied vom FC Bayern und einen Wechsel in die Premier League gedrängt haben. „Keine Lust mehr hier, will unbedingt nach England“, soll dabei neben anderen pikanten Sätzen in den WhatsApp-Nachrichten gestanden haben. Süle zeigte sich von den Veröffentlichungen unbeeindruckt. In Fürth spielte er stark wie schon seit Wochen.

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Süles Zukunft beschäftigt den FC Bayern vor dem zweiten Gruppenspiel in der Champions League an diesem Mittwoch gegen Dynamo Kiew (21 Uhr/DAZN) aber weiterhin. Das liegt auch daran, dass Süle die letzte Stammkraft im Kader ist, deren Vertrag am Saisonende ausläuft. Dann könnte der 26-Jährige ablösefrei wechseln, womöglich tatsächlich nach England. Dort spielt derzeit sein 28-jähriger Nationalmannschafts-Kollege Antonio Rüdiger beim FC Chelsea, und weil der Vertrag des Innenverteidigers ebenfalls am Saisonende ausläuft und Nagelsmann Rüdigers Entwicklung lobte, wurde schnell über einen Wechsel nach München spekuliert.

Im Gegenzug könnte Süle sich seinen England-Traum erfüllen. Doch sein angeblicher Wunsch, die Bayern so schnell wie möglich Richtung England zu verlassen, stammt aus jener Zeit, in der Niko Kovac die Münchener trainierte. Damals dachten auch andere in der Mannschaft ernsthaft über einen Wechsel nach, darunter Thomas Müller.

England als Ziel bleibt denkbar

Dass Süle sehr gerne einmal in der Premier League spielen möchte, hat er schon mehrmals erzählt. Er hat aber mindestens ebenso häufig bereits kundgetan, wie gerne er mit Nagelsmann zusammenarbeitet, einst bei der TSG Hoffenheim und nun beim FC Bayern. Nagelsmann nutzte am Dienstag erneut die Gelegenheit, um auf sein Vertrauen in Süle und dessen Fähigkeiten hinzuweisen. Schon am Freitag hatte der Trainer Süles „unglaubliche Qualitäten“ betont, nun bezeichnete er ihn als „herausragenden Fußballer“, zu dem er „einen gewissen Draht“ habe und bei dem er noch mehr herauskitzeln wolle. Er wisse ja auch um Süles Baustellen, sagte Nagelsmann, dessen Entwicklung sei aber „super“ nach einer „nicht so leichten Zeit bei Bayern mit wenigen Spielen. Sein Weg ist gut, er wird weitere Schritte gehen“.

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Es war eine Verteidigung des Verteidigers, ein Plädoyer aus Überzeugung. Für Nagelsmann gehört Süle „ins europäische Top-Regal“ und auch in Zukunft in sein Team – neben Dayot Upamecano und dem vermehrt in die erste Elf drängenden Lucas Hernández. Durchaus denkbar, dass Nagelsmann künftig auch mal eine Dreierkette mit allen drei Innenverteidigern arrangiert.

In der Mannschaft ist Süle beliebt

Betont zurückhaltend zu Süles Zukunft haben sich bisher aber die Vorstände Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic geäußert. In der Mannschaft gilt derweil Nagelsmanns Meinung, wonach Süle bleiben soll, als mehrheitsfähig. Süle ist im Team beliebt und wirkt von außen wie der große Bruder, der zwar nicht immer dem Ideal eines Profis entspricht, auf den man sich aber verlassen kann, wenn es darauf ankommt. Zudem gehört er zu jener Gruppe der Jahrgänge 1995/96 mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Leroy Sané, die die Mannschaft langfristig prägen soll. Nachdem Kimmich und Goretzka zuletzt beim FC Bayern neue Verträge bis 2025 und 2026 unterschrieben hatten, äußerten sie den Wunsch, dass andere im Team ihrem Beispiel folgen sollen.

Niklas Süle dürfte sich dabei angesprochen gefühlt haben.