Reykjavík. Das Interview zwischen Waldemar Hartmann und Ex-DFB-Trainer Rudi Völler ging in die Geschichte ein. Über Weizenbier und Standfußball.

Wenn die deutsche Nationalmannschaft am sechsten Spieltag in Island den nächsten Schritt zur WM-Qualifikation machen möchte, werden bei einigen Zuschauern Erinnerungen wach. 18 Jahre ist es inzwischen her, als sich der damalige Nationaltrainer Rudi Völler in Rage redete. Nach einem dürftigen Auftritt und einem torlosen Remis der DFB-Elf in Reykjavík teilte Völler im Interview mit Waldemar Hartmann kräftig aus.

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Dabei begann das Gespräch zwischen Völler und ARD-Reporter Hartmann nach dem Spiel am 6. September 2003 eigentlich ganz sachlich. Der Nationaltrainer erklärte den schwachen Auftritt seiner Mannschaft gegen den krassen Außenseiter, der allerdings vor und auch nach diesem Spiel Tabellenführer in der Gruppe der DFB-Auswahl war. Das Team von Völler hatte auch in den vorherigen Spielen nicht wirklich überzeugen können, durch zwei Unentschieden gegen Litauen und Schottland hatte die Nationalmannschaft die Tabellenführung eingebüßt.

Delling bringt Völler zum Kochen

Anlass für Völlers bis heute legendäre Wutrede war aber nicht die Leistung des eigenen Teams um Spieler wie Oliver Kahn, Michael Ballack oder Miroslav Klose. Im Vorfeld des Interviews hatten sich ARD-Moderator Gerhard Delling und Experte Günther Netzer über das Spiel unterhalten. Delling sprach dabei in Anbetracht der vorherigen Leistungen des DFB-Teams von einem "absolut neuen Tiefpunkt", was Netzer in der Folge bestätigte.

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Darauf nahm Völler dann im Gespräch mit Waldemar Hartmann Bezug. "Tiefpunkt, neuer Tiefpunkt, ein noch tieferer Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören", fuhr es aus Völler hinaus. Auf die Versuche von Hartmann, die Situation etwas zu beschwichtigen, ging Völler nicht ein. "Ich sitze hier jetzt seit drei Jahren und muss mir diesen Schwachsinn anhören", wetterte Völler vor allem gegen ARD-Moderator Delling.

Über ein hohes Ross und Standfußball

Doch auch Günther Netzer bekam sein Fett weg. "Wir müssen mal von unserem hohen Ross runter kommen, wir haben hier beim Tabellenführer gespielt", begann Völler, ehe er Netzer ins Visier seines Rundumschlags nahm. "Was die früher für einen Scheiß gespielt haben, da konntest du doch gar nicht hingehen, die haben doch Standfußball gespielt", lederte Völler in Richtung Netzer.

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Das wollte Hartmann so nicht stehen lassen und so versuchte er den damaligen Bundestrainer zu beruhigen. "Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl und hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker", entgegnete Völler dem Journalisten. Hartmann ließ sich davon nicht aus der Bahn werfen und entgegnete Völler, dass es auf Island gar kein Weizenbier gäbe. In der Folge entschuldigte sich Völler bei Hartmann, ließ die Kritik an Delling und Netzer aber so stehen.

EM gilt als Tiefpunkt

Das Interview ging in die Fußball-Geschichte ein, die deutsche Auswahl qualifizierte sich in der Folge doch noch für die EM 2004 in Portugal. Das Turnier endete allerdings bereits nach der Vorrunde, Rudi Völler beendete daraufhin sein Engagement als Teamchef der Nationalmannnschaft. Auf ihn folgten Jürgen Klinsmann und Joachim Löw.