Essen. Die Uefa bastelt an neuen Finazregeln für den Europapokal. Diese könnten die Investoren stärken - zum Schaden deutscher Vereine.
Zwei Zahlen, die den Unterschied zwischen dem deutschen und englischen Profifußball verdeutlichen. Die Bundesliga hat in diesem Transfersommer bislang knapp 350 Millionen Euro in Neuzugänge investiert, während die Premier League bereits die Eine-Milliarden-Grenze geknackt hat. Wenn am Donnerstag um 18 Uhr die Gruppen in der Champions League ausgelost werden, kann man sich also schon die Frage stellen: Wie sollen Deutschlands Klubs da schritthalten?
Der FC Bayern staunt, Paris Saint-Germain lockt Messi
Daher schaut die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit Sorge auf die Überlegungen der Europäischen Fußball-Union. Die Uefa plant, ihre Finanzregeln zu reformieren. Das Financial Fairplay soll abgeschafft und durch eine Gehaltsobergrenze ersetzt werden. Das klingt nur scheinbar fairer, denn Investoren sollen gleichzeitig die Möglichkeit bekommen, unbegrenzt Geld in ihre Klubs zu pumpen.
Dass die Vereine mit einem finanzkräftigen Unterstützer in einer anderen Sphäre schweben, wird vor allem in der Corona-Krise deutlich. Selbst der FC Bayern kann derzeit nur staunen, wenn etwa Manchester City über 100 Millionen Euro für einen Jack Grealish ausgibt. Oder Paris Saint-Germain einen Lionel Messi anlockt.
In England versorgen Investoren die meisten Vereine mit enormen Summen, hinzukommen luxuriöse TV-Einnahmen. In Frankreich hat sich Paris Saint-Germain durch die katarische Investorengruppe Qatar Sports Investment eine Weltauswahl zusammengebastelt. Auch indem die Verantwortlichen Tricks fanden, um das Financial Fairplay zu umgehen.
„Am Ende kommt es darauf an, wie sanktioniert wird. Wenn den Vereinen nur eine Geldstrafe droht, lächeln die Besitzer von Paris Saint-Germain darüber. Was wirklich schmerzt, wäre ein Ausschluss aus dem Wettbewerb“, meint Christoph Breuer, Professor für Sportmanagement an der Sporthochschule Köln. „Doch dazu muss man festhalten, dass die Uefa überhaupt kein Interesse daran hat, die großen Vereine und Stars aus der Champions League auszuschließen, mit der sie das meiste Geld verdient.“
Uefa-Plan: Gehaltsobergrenze und Luxussteuer
Jetzt also eine Gehaltsobergrenze. Genaue Zahlen hat die Uefa noch nicht beschlossen. Im Raum steht, dass die Klubs nicht mehr als 70 Prozent ihrer Einnahmen für Spielergehälter verwenden dürfen. Bricht ein Verein diese Regel, soll er eine Luxussteuer zahlen müssen, die an die Konkurrenten verteilt wird. Gleichzeitig soll jedoch eine zentrale Regel des Financial Fairplays nicht mehr gelten.
Derzeit darf ein Klub in den zurückliegenden drei Jahren ein Defizit von maximal 30 Millionen Euro aufweisen, das durch externe Geldgeber ausgeglichen werden kann. Wenn bei der Exko-Sitzung der Uefa am 15. Dezember beschlossen wird, dass diese Auflage wegfällt, könnten Investoren Verluste unbegrenzt auffangen.
Den Bundesliga-Vereinen kann dies nur Kopfschmerzen bereiten, deswegen ist die DFL alarmiert. In Deutschland gilt die 50+1-Regel, die besagt, dass die Mehrheit der Stimmanteile an einem Profiklub immer beim Verein liegen müssen, um den Einfluss möglicher Investoren zu stoppen.
Und der Abstand zur Spitze werde weiter wachsen, erklärt Christoph Breuer. Denn Geld werde in der Champions League nach Erfolg ausgeschüttet. „Erfolg haben meist die Vereine, die bereits die größten finanziellen Mittel zur Verfügung haben. Ein Kreislauf.“