Essen. Einige Vereine profitieren aktuell noch von Ausnahmen der 50+1-Regel. Das muss sich ändern, schreibt unser Autor. Ein Kommentar.
Grundsätzlich ist die 50+1-Regel eine gute: Dass Investoren nicht die Mehrheit übernehmen können, dass die Mitglieder ein gewichtiges Wort mitreden können – das ist so manchem Entscheider zwar lästig. Es trägt aber dazu bei, die besondere deutsche Fußballkultur zu wahren. Es sorgt dafür, dass nicht alle Entscheidungen dem Diktat des Kommerzes untergeordnet werden.
Allerdings ist die aktuelle Regelung in Teilen ein halbgarer Kompromiss: Investoren dürfen die Stimmenmehrheit nicht übernehmen – es sei denn, sie sind lange dabei, dann dürfen sie doch. Klubs wie der VfL Wolfsburg als Volkswagen-Tochter haben dadurch einen großen Vorteil: Verluste wie aktuell durch Corona werden durch den Mutterkonzern einfach ausgeglichen, während Konkurrenten um die Existenz kämpfen.
Statistik zeigt: Vereine sind auch mit 50+1-Regel wettbewerbsfähig
Die Ausnahmeregelungen sollten gestrichen werden, und dabei könnte man sich gleich auch RB Leipzig widmen. Die Sachsen halten die 50+1-Regel dem Buchstaben nach zwar ein, weil es einen eingetragenen Verein gibt, der offiziell die Stimmenmehrheit ausübt. Allerdings sind die stimmberechtigten Mitglieder handverlesen, 21 sollen es inzwischen sein, die meisten mit engen Verbindungen zum Brausekonzern Red Bull.
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Ein klarer Verstoß gegen den Geist der Regel, auch dem sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Und das ohne Angst vor Klagen, die das ganze System zu Fall bringen könnten. Die werden nämlich seit Jahren angedroht, aber nie eingereicht – weil die Erfolgsaussichten deutlich weniger klar sind, als viele Lobbyisten behaupten. Und, mit Märchen, dass der deutsche Fußball mit 50+1 international nicht konkurrenzfähig ist, kann man auch gleich mal aufräumen: Sieben der letzten zehn Champions-League-Titel haben Bayern München, Real Madrid und der FC Barcelona geholt – drei mitgliedergeführte Vereine.