Essen. Beim Saisonfinale kommt die Zeit der leisen Abschiede. Eine Würdigung im großen Rahmen sollte nachgeholt werden. Ein Kommentar.

Die den Anlässen eigentlich angemessene große Kulisse wird es am Samstag nicht geben. Auch nicht beim FC Bayern München, wo 250 Zuschauer in der Arena dabei sein dürfen, wenn sich Menschen verabschieden, die eine sehr erfolgreiche Ära prägten. Einer von ihnen ist Javi Martinez, der in seinen neun Münchener Jahren neun Meistertitel gewann und dessen Zeit bei den Bayern mit der Partie gegen den FC Augsburg endet. Das Servus des Spaniers wird sicher emotional werden, doch der Jubel und Applaus von Zehntausenden werden fehlen.

Martinez, mit 40 Millionen Euro Ablöse einst teuerster Transfer der Bundesliga-Geschichte, muss leise Servus sagen. Das gilt auch für seinen langjährigen Co-Trainer, den Bochumer Hermann Gerland, der den Verein nach mehr als 20 Jahren verlässt, weil der künftige Münchener Cheftrainer Julian Nagelsmann für ihn keinen Platz mehr hat. Gerland, der als loyal und beliebt bei den Profis gilt, erfährt als Klublegende einen unwürdigen Abschied in einem trostlosen Rahmen. Er wird bei den Münchener Fans aber in Erinnerung bleiben, ebenso wie Martinez oder auch Bayern-Profi David Alaba, der nach 13 Jahren eine neue Herausforderung sucht.

Nur zwei Jahre weniger als Alaba in München verbrachte Lukasz Pisz­czek bei Borussia Dortmund. Den Polen, der mit dem BVB zweimal Meister und dreimal Pokalsieger wurde, zieht es zurück in seine Heimat, wo er für seinen alten Verein LKS Goczalkowice spielen wird. Bei der Gladbacher Borussia ist es Oscar Wendt, der nach zehn Jahren zurück nach Schweden geht, um sich wieder seinem Jugendklub IFK Göteborg anzuschließen.

Sie alle sind wie die Leverkusener Bender-Zwillinge Figuren, die für ihre Klubs Besonderes geleistet haben. Die Vereine tun gut daran, diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Schon bald könnte sich die Chance bieten, sie im großen Rahmen zu würdigen. Eigene Abschiedszeremonien vor einer entsprechenden Kulisse haben sie alle verdient.