Essen. Mit dem Nazi-Vergleich hat sich Fritz Keller als DFB-Präsident disqualifiziert. DFB-Vize Koch kommt aber auch nicht gut davon. Ein Kommentar.

Man muss das noch einmal betonen: Fritz Keller in die rechte Ecke zu stellen, ihm extremistisches Gedankengut zuzuschreiben, führt in die völlig falsche Richtung. Der DFB-Präsident hat sich in der Vergangenheit stets glaubhaft und wortgewaltig gegen Rassismus positioniert, der 64-Jährige gibt an, durch die jüdischen Stammtische seiner Mutter in der Heimat am Kaiserstuhl „mit der Erinnerungskultur familiär verwachsen zu sein“.

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Und doch gibt es zum Glück keine realistische Aussicht, dass Keller die verbale Entgleisung, seinen Vize Rainer Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler zu vergleichen, aussitzen kann und überstehen wird. Nazi-Vergleiche sind immer beschämend und nie entschuldbar. Keller wird seinen Posten nicht weiter ausüben können.

Keller und Koch können nicht beim DFB bleiben

Vielleicht ist es daher gar kein so verwegener Gedanke des Winzers, einen sofortigen Rücktritt auszuschließen und darauf zu hoffen, dass sich die öffentliche Empörung bis zu einem außerordentlichen DFB-Bundestag gelegt haben könnte. Womöglich leistet Keller einen letzten wertvollen Beitrag, indem er sieben Millionen Verbandsmitglieder, von denen die wenigsten derzeit ihrem liebsten Freizeitvertreib nachgehen können, nicht führungslos zurücklässt. Keller wird nicht Präsident bleiben können. Aber er kann unter Umständen dazu beitragen, dass der DFB nicht erneut vorgeführt wird.

Denn dass nach Wolfgang Niersbach (2015/Sommermärchen-Affäre) und Reinhard Grindel (2019/Luxusuhren-Affäre) voraussichtlich auch Fritz Keller (Freisler-Affäre) unehrenhaft seinen Posten als oberster DFB-Repräsentant niederlegt, wirft auch kein gutes Licht auf Rainer Koch. Alle drei wurden vom mächtigen Amateurvertreter in der DFB-Führungsetage protegiert und als Präsident installiert – von allen distanzierte sich Jurist Koch dann doch wieder nach kurzer Zeit.

Keller und Koch schaden dem DFB mit ihrem Verhalten

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Koch führt die Keller’sche Opposition an, der auch Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge angehören. Die Enthüllungen um Verbindungen zum Kommunikationsberater Kurt Diekmann legen den Schluss nahe, dass Koch und Co. seit jeher ein großes Interesse daran hegen, dass an der Verbandsspitze kein zu starker Präsident steht. Das seit Oktober vergangenen Jahres öffentlich zur Schau gestellte Zerwürfnis hat dem Ansehen des DFB derart geschadet, dass keiner der Beteiligten ohne Blessuren davon kommen kann.

Die noch immer nicht restlos aufgearbeitete Vergabe-Affäre um die WM 2006, die über alle Maßen übertriebene Vermarktung der Nationalmannschaft, das wirtschaftliche Überstehen der Corona-Pandemie – vor diesen Problemen steht der DFB. Daran sollten weder Fritz Keller noch Rainer Koch und Friedrich Curtius in Zukunft mitwirken.