Essen. Das Fan-Bündnis „Pro Fans“ fordert den DFB zum Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar auf. Dazu aber wird es nicht kommen. Ein Kommentar.

Das ist alles so schrecklich. In Katar sterben Menschen auf Baustellen, die es nicht gäbe, wenn dort keine Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden würde. Menschen, die unter Bedingungen arbeiten müssen, die als unzumutbar entlarvt wurden. Mehr als 6500 Arbeiter sollen ihr Leben gelassen haben, recherchiert der britische „Guardian“.

Seit Jahren sieht sich Katar international mit dem Vorwurf der Missachtung von Menschenrechten konfrontiert. Der Weltfußballverband aber hatte keine Hemmungen, sein wichtigstes Turnier dorthin zu vergeben. Korruption und Betrug sollen dabei im Spiel gewesen sein. Schon 2020 sahen es US-Ermittler als erwiesen an, dass Stimmen gekauft waren.

Das einzige Zugeständnis der Fifa war eine Verlegung in den Winter

Die Fifa aber rührte sich nicht. Das einzige Zugeständnis machte sie nach innen: Sie verlegte die WM in den Winter, weil die klimatischen Verhältnisse im Sommer vor allem für die Sportler unzumutbar gewesen wären.

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Dass hochrangigen Fifa-Funktionären in den vergangenen Jahren Korruption nachgewiesen werden konnte, auch dass sehr früh Einzelheiten über die Arbeitsbedingungen in Katar bekannt wurden, änderte nichts an der Haltung des Weltverbandes. WM-Zusage bleibt WM-Zusage. Denn es gibt lukrative Verträge.

Einen Rückzieher wird es nicht geben: Es floss bereits zu viel Geld

Wir sind mittlerweile im Jahr 2021 angekommen, im Winter 2022 wird in Katar Fußball gespielt werden. Die Forderung der Fan-Organisation „Pro Fans“, der DFB solle die WM in Katar boykottieren, hat natürlich ihre Berechtigung. So eine schwerwiegende Entscheidung aber hätte längst weit vorher fallen müssen. Es floss bereits zu viel Geld – daher ist die Erwartung eines Rückziehers leider unrealistisch. Die Fifa wird das Turnier nicht mehr absagen oder verlegen, und ein Alleingang des DFB hätte schwerwiegende sportrechtliche und finanzielle Folgen, über die man sich auch im Klaren sein müsste.

Die einzige Hoffnung, die bleiben kann, ist diese: dass aus diesem Drama Lehren für die Zukunft gezogen werden. Nie wieder eine WM in einem Land wie Katar – das muss das Ziel sein.