Berlin. Hertha BSC zieht die Reißleine: Nach dem 1:4 gegen Bremen trennt sich der Klub von Manager Preetz und Trainer Labbadia.

Schnell, konsequent, radikal: Bei Hertha BSC wird die sportliche Führung nach dem bitteren 1:4 gegen Bremen am Sonnabend komplett ausgetauscht. Trainer Bruno Labbadia (54) wurde am Sonntag beurlaubt, noch einschneidender ist jedoch die Trennung von Michael Preetz (53). Der Manager lenkte die Geschicke des Fußball-Bundesligisten seit zwölf Jahren. Zunächst hatte die "Bild" über den Vorgang berichtet.

„Es fehlen die Argumente, weil wir einfach zu wenig Ergebnisse liefern, da stehe ich in der Verantwortung“, hatte Labbadia am Sonnabend nach Abpfiff gesagt. Preetz sprach derweil von einer "extrem schwierigen Situation", wollte die Trennung vom Trainer aber "nicht bestätigen". Nun muss auch er selbst seinen Hut nehmen.

Die Amtszeit von Labbadia, der das Team im April 2020 übernommen hatte, dauerte nur 27 Bundesligaspiele. Im Schnitt kam er auf magere 1,11 Punkte pro Partie. Nachdem er die Mannschaft im Abstiegskampf der Vorsaison auf Anhieb stabilisiert hatte, blieb eine Entwicklung in dieser Spielzeit aus. Statt an den Europapokalplätzen schnuppern die Berliner an der Abstiegszone.

Unter Preetz arbeiteten bei Hertha BSC 14 Trainer

Inwieweit man all dies Labbadia ankreiden kann? Darüber lässt sich trefflich diskutieren. Fakt ist: Der Trainer hatte sich vom Manager andere Spieler gewünscht, etwa einen starken Außenbahnakteur oder einen erfahrenen Lenker.

Trotz erheblicher Investitionen ging die Kaderplanung des Sport-Geschäftsführers insgesamt nicht auf, womit er erheblichen Anteil an der aktuellen Misere hat. Für die Führungszirkel des Klubs Grund genug, zu handeln.

In seiner zwölfjährigen Amtszeit hatte Preetz unter anderen zwei Abstiege zu verantworten, Labbadia war bereits der 14. Coach unter seiner Führung.

Gerade bei der Trainer-Wahl hatte Herthas Rekord-Torschütze kein besonders gutes Händchen. Sein bester Griff blieb sein alter Teamkollege Pal Dardai, der Hertha 2015 vor dem Abstieg rettete und anschließend sicher durch die Bundesliga manövrierte. Trotzdem sägte Preetz den Ungarn im Sommer 2019 ab, weil er ihm keine Weiterentwicklung zutraute. Stattdessen setzte er auf den unerfahrenen Ante Covic. Eine fatale Entscheidung, die bis in die Jetztzeit nachhallt.

Seit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst hat Preetz knapp 150 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Die drei teuersten Einkäufe der Klub-Geschichte, Lucas Tousart (Ablöse 25 Millionen Euro), Krzysztof Piatek (24 Mio.) und Dodi Lukebakio (20 Mio.) haben jedoch eher Rätsel aufgegeben, als dass sie die Berliner nachhaltig verstärkt hätten.

Übernimmt nun Pal Dardai bei Hertha BSC?

Wie es nun weitergeht in Westend? Das ist noch offen. Mit Pal Dardai (44), derzeit Trainer der U16, steht ein erfahrener und krisenerprobter Coach in den eigenen Reihen parat. Fest steht allerdings auch: Der Ungar wird nur eine Übergangslösung sein.

Dem Vernehmen nach befindet sich die Klub-Führung bereits im Austausch mit dem früheren Hoffenheim- und Leipzig-Macher Ralf Rangnick. Wie bei seinen früheren Stationen könnte der 62-Jährige die Posten des Managers und Trainers in Personalunion bekleiden.