Essen. Ex-Profi Steffen Freund schreibt die Disziplinlosigkeit suspendierter Schalke-Profis ihrer Herkunft zu. Und niemand widersprach. Ein Kommentar.
Wer negative charakterliche Merkmale eines Menschen mit dessen Herkunft und Wurzeln in Verbindung bringt, bedient sich rassistischer Klischees. Punkt.
Wer dies öffentlich in einer TV-Talkrunde sagt, wird in kürzester Zeit in den Sozialen Medien an den Schandpfahl gestellt: Twitter explodiert. Dieser Empörungssturm kann ein wichtiges gesellschaftliches Korrektiv sein, vor allem, wenn es um Rassismus geht.
Kritik in den Sozialen Medien kann ein wichtiges Korrektiv sein
Andererseits aber trifft die diese Kritik, die sich bisweilen die Dimension einer digitale Steinigung animmt, nicht immer den, der es nicht anders verdient hat. Manchmal trifft es einen, der unbedarft Blödsinn redet.
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Steffen Freund ist, nach allem, was man von ihm weiß, kein Rassist. Er sprach aber so wie einer. Man hätte ihm am Sonntag zurufen wollen, er möge doch besser schweigen. Als Fußball-Experte einer Talkrunde schrieb er Spielern französisch-algerischer Herkunft „eine gewisse Aggressivität und eine gewisse Disziplinlosigkeit“ zu. Mit diesen Wurzeln, so Freund, könne jemand wie Amine Harit auf Schalke nicht malochen. Freund meinte offensichtlich einen Typus von Spielern. Was ankam, war Nordafrika.
Keiner in der Talkrunde widersprach
Geht es um das Gemeinte, könnte man noch von Dummheit sprechen und als Gegenbeweis auf den Kader der französischen Nationalmannschaft oder auf Zinédine Zidane verweisen. Doch geht es um das Gesagte, dann hätte man diese schlimmen Sätze nicht unwidersprochen stehen lassen dürfen.
Doch niemand in der Talkrunde machte Steffen Freund darauf aufmerksam, dass seine Formulierungen als rassistische Äußerungen verstanden werden können. Niemand der Gäste merkte an, dass die Herkunft eines Menschen natürlich nicht den individuellen Charakter bestimmt. Das wäre die Chance gewesen, anzusprechen, was Zuschauer denken mussten: Meint der das wirklich ernst, was er da sagt?
Schlimmer Fauxpas, noch schlimmere Korrektur
Erst nach einer Werbepause ging Freund auf seinen Fauxpas ein. Seine Erklärung war eine Verschlimmbesserung: Gemeint gewesen sei, dass Armut etwa eine Rolle spiele, „wie du als Mensch aufwächst und wie deine Mentalität ist.“
Steffen Freunds Bemerkungen waren völlig daneben. Sie taugen dennoch nicht zum Rassismus-Eklat. Freund hat sich über die Kanäle der Sozialen Medien entschuldigt. Man sollte ihm abnehmen, dass er sich der Tragweite seiner Sätze nicht bewusst war. Das allerdings sollte man bei jedem voraussetzen, der in Zeiten zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Alltagsrassismus vor laufender Kamera ein Urteil über Menschen fällt.