Essen. Die Fußball-Nationalmannschaft spielt trotz mehrerer Corona-Fälle beim Gegner. Ein zarter Schleier scheint die Blase abzulösen. Ein Kommentar.

Frühstück, Anschwitzen, Team-Besprechung: Bundestrainer Joachim Löw verordnete der Nationalmannschaft die normale Vorbereitung auf das Spiel am Abend.

Unwägbarkeiten vor dem Länderspiel

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Normal? Für Manuel Neuer und seine Mitspieler war der Samstag mit Sicherheit alles andere als das. Erst vier Stunden vor Anpfiff war klar, dass das Spiel gegen die Ukraine angepfiffen werden würde. Selbstverständlich ist es richtig, dass Löw vorher an den Routinen festhält, dass alle Beteiligten sämtliche Unwägbarkeiten so gut wie eben möglich ausblenden.

Der Druck beim Fußball ist hoch

Aber normal ist das alles nicht. Schon lange nicht mehr. Aber das Gezerre um die Partie in der Nations League bietet einen neuen Höhepunkt in diesem wahrlich merkwürdigen Jahr. Der Druck, um jeden Preis zu spielen, ist im Profi-Fußball enorm. Das gilt auch für die Nationalmannschaft, die letztlich wie die Klubs einen Wirtschaftsfaktor darstellt. Das Coronavirus hat den Jahreskalender derart durcheinander gewirbelt, dass die Alternative zum Spielergebnis der Losentscheid gewesen wäre. Ein Albtraum für jeden Sportler.

Die Frage bleibt: Wie viel Kontakt ist unbedenklich?

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Dass aber daher aus der vorgeblich undurchdringlichen Corona-Blase des Profisports mittlerweile – zumindest mal in der Außenwirkung – ein sehr löchriger Schleier geworden ist, stimmt nachdenklich. Genau wie die Argumentation, dass die Corona-Infizierten keinen „zu engen Kontakt“ zu den Mitspielern hatten, das Risiko deshalb vertretbar sei. Eine weitere angeordnete Testreihe brachte keine positiven Ergebnisse. Die Gedanken rund um das Spiel schwanken jedenfalls zwischen dem erleichterten, „alles-nicht-so-schlimm“ und einem entsetzten „was-für-ein-leichtsinniger-Irrsinn“.

Die Frage, die in den jüngst diskutiert wurde, lautet angesichts der Entscheidung für das Spiel mittlerweile nicht mehr, ob sich die Nationalmannschaft, sondern wie weit sie sich von den Fans und deren Lebenswirklichkeit entfernt hat.