Frankfurt. Ärger für den DFB: Rund 200 Beamte durchsuchen am Mittwoch die Geschäftsräume des DFB und Privatwohnungen. Präsident Fritz Keller äußert sich.
Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main am Mittwoch die Geschäftsräume des Deutschen Fußball-Bundes sowie Privatwohnungen von DFB-Verantwortlichen durchsucht. An den Maßnahmen in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz waren insgesamt rund 200 Beamte beteiligt, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt mitteilte. Die Spitze des DFB will die Staatsanwaltschaft bei ihren jüngsten Ermittlungen gegen den Verband unterstützen. Das gab DFB-Präsident Fritz Keller am Mittwoch in Berlin zu Protokoll
DFB-Präsident Fritz Keller für "Öffnung und Transparenz"
„Ich kann nur sagen, dass wir in der Angelegenheit vollumfänglich kooperieren werden“, sagte der 63-Jährige, der während der Bundespressekonferenz zu einem anderen Thema zugeschaltet war: „Ich bin angetreten für eine Öffnung und Transparenz - und eigentlich kann ich eine staatliche Unterstützung in den Untersuchungen nur begrüßen.“ Keller betonte allerdings, dass er sich erst einmal einen Überblick verschaffen müsse.
Bei der Razzia gehe es um Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heimländerspielen der Fußball-Nationalmannschaft aus den Jahren 2014 und 2015. „Die wegen des Verdachts der fremdnützigen Hinterziehung von Körperschafts- und Gewerbesteuern in besonders schweren Fällen geführten Ermittlungen richten sich gegen sechs ehemalige bzw. gegenwärtige Verantwortliche des DFB“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Ihnen wird zur Last gelegt, Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heimländerspielen der Fußball-Nationalmannschaft aus den Jahren 2014 und 2015 bewusst unrichtig als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erklärt zu haben.“ Damit sei der DFB einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen.
Auch interessant
Namen der Verdächtigen nannte die Behörde nicht. Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt war damals Wolfgang Niersbach, der wegen des immer noch nicht restlos aufgeklärten „Sommermärchen“-Skandals um die WM 2006 dann zurücktrat. „Nach den bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten von dieser steuerlichen Unrichtigkeit wussten, sie aber bewusst wählten, um dem DFB hierdurch einen Steuervorteil von großem Ausmaß zu ermöglichen“, erklärte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen in der Pressemitteilung.
DFB beendete Zusammenarbeit mit Agentur
Der DFB und seine langjährige Vermarktungs-Agentur Infront hatten kürzlich ihre Zusammenarbeit nach fast 40 Jahren „einvernehmlich“ beendet. Begründet wurde dies mit Ergebnissen einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Esecon. Darin waren Vorwürfe gegen Infront erhoben worden. Infront hatte diese zurückgewiesen und die Kündigung durch den DFB nicht anerkannt. Die Agentur hatte bis 2018 den Auftrag, Bandenwerbepartner für Spiele der Nationalelf zu beschaffen. Laut dem Ermittlungsbericht von Esecon habe die Firma 2013 vom DFB den Zuschlag für das Geschäft erhalten, obwohl ein Konkurrent bis zu 18 Millionen Euro mehr geboten habe. (dpa, sid)