Essen. . Der Ligaverband gab in Italien kein gutes Bild ab. Neapel sollte trotz Corona-Fällen spielen. Die DFL ist bisher souveräner. Ein Kommentar.
Als die Corona-Pandemie Anfang des Jahres über Europa hereinbrach, traf sie Italien besonders hart. Unzählige Menschen erkrankten, starben. Fußball fand zuerst ohne Zuschauer statt, dann gar nicht mehr. Zwar kämpfte die Serie A bis zuletzt darum, weiterzuspielen doch die Regierung schob der Liga einen Riegel vor: Das Land schottete sich ab, grenzte die Bewegungsfreiheit ein – die Serie A wurde zur Pause gezwungen.
Nun steigen wieder die Zahlen – und das Virus macht trotz ausgeklügelter Hygienekonzepte von Klubs und Liga nicht halt vor Fußball-Profis. Weil zwei Spieler im Kader der SSC Neapel positiv getestet wurden, verbaten die Behörden in Neapel der Mannschaft die Reise nach Turin. Folglich konnte das Team nicht zum Meisterschaftsspiel bei Juventus antreten.
Eine Dickköpfigkeit, ein Skandal
Dass die Juve-Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo trotzdem 45 Minuten im Stadion war und auf den natürlich nicht anreisenden Gegner wartete, ist der Beleg für die absurde Dickköpfigkeit des Liga-Verbandes. Der sagte die Partie nämlich trotz der offensichtlichen Lage nicht offiziell ab. Denn die Liga legte zuletzt fest, dass ein Spiel nur dann verlegt werden könne, wenn einem Klub weniger als 13 Profis zur Verfügung stehen oder zehn Corona-Fälle in einer Woche auftreten. Beides traf auf Neapel nicht zu. Der Klub hätte sich jedoch über die Anweisungen der Behörden hinwegsetzen müssen, um den Vorgaben der Liga nachkommen zu können. Die SSC blieb in Neapel. Juventus wartete – und könnte nun als Sieger ausgerufen werden, weil der Gegner nicht antrat.
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Die Situation in Italien ist ein Skandal. Auch wenn die Terminplanlage durch abgesagte Spiele nicht einfacher wird - und in Italien kam es schon zu ersten Verschiebungen: Es gilt weiterhin, jedes Risiko von weiteren Corona-Ansteckungen zu vermeiden – Vorsicht hat immer über Profit zu stehen. Die Serie A hat dieses Bestreben mit Füßen getreten.
Das letzte Wort haben die Behörden
Besser läuft es in Deutschland. Auch in der 2. Bundesliga gab es am Wochenende zwei Corona-Fälle im Team von Erzgebirge Aue. In Rücksprache mit den Behörden entschied der Klub, sofort die Rückreise aus Hamburg anzutreten. Das Spiel gegen den HSV konnte nicht stattfinden. Und die Deutsche Fußball-Liga reagierte prompt: Sie sagte das Spiel offiziell ab. Damit verhindert sie ein Regelchaos wie in Italien – und sie macht wahr, was DFL-Präsident Christian Seifert angekündigt hatte: Das letzte Wort haben die Behörden. Sicherheit geht ganz klar vor – auch wenn der Terminplan dadurch schwieriger wird. Diese Konsequenz ist vorbildlich.