Essen. Die Fußball-Bundesliga ringt um die Verteilung der Fernsehgelder. Das Problem sind nicht die Einnahmen, sondern die Ausgaben. Ein Kommentar.

Hans-Joachim Watzke hat Recht mit seiner Argumentation, dass bei der Verteilung der TV-Gelder weiter das Leistungsprinzip zählen sollte. Von der Strahlkraft Borussia Dortmunds und des FC Bayern München lebt die Liga. Denn ohne die Topklubs wären die Milliardeneinnahmen nicht möglich. Sie sind es auch, die sich international vermarkten lassen: Die Partie Dortmund gegen Bayern wurde im vergangenen Jahr in 205 Länder übertragen, in der Spitze sahen rund 900 Millionen Menschen zu. Nur: Wie lange funktioniert ein Geschäftsmodell, das Monokultur und Langeweile fördert? Wer zahlt für Fernsehpässe, wenn am Ende maximal zwei Klubs für den Titel infrage kommen?

Verteilungsschlüssel zementiert die jetzige Praxis

Vieles spricht dafür, den kleineren Klubs ein größeres Stück von der Torte abzugeben. Wer die inzwischen riesengroße Lücke zwischen den dominierenden, international spielenden Mannschaften und den Rest der Liga verringern möchte, muss dazu den Verteilungsschlüssel ändern. Denn der gründet sich auf den Erfolgen der zurückliegenden fünf Jahre und zementiert letztlich die jetzige Praxis. Ideal wäre ein Mittelweg: Die Kleinen erhalten mehr und sind sportlich in der Lage, die Liga ein wenig ausgeglichener zu gestalten. Die Großen verfügen über Summen, damit sie mit den übrigen vier europäischen Topligen England, Spanien, Italien und Frankreich mithalten können.

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Von Frank Hellmann und Sebastian Weßling

Das Problem sind weniger die Einnahmen, sondern die Ausgaben

Im Ringen um die Fernsehgelder aber geht es um mehr als den Verteilungsschlüssel, es geht um nachhaltiges Wirtschaften. Die Corona-Pandemie bedroht das Geschäftsmodell Profifußball in seinem Kern. Was ist, wenn ansteigende Infektionszahlen die neue Saison unterbrechen, möglicherweise mehrfach? Was ist, wenn den Vereinen dauerhaft die Zuschauereinnahmen wegbrechen? Wie bei einem Brennglas hat das Corona-Virus das Problem der Branche verstärkt. Bei vielen Klubs ist das die Maßlosigkeit bei Gehältern und Transfers – und das Gottvertrauen in ewig sprudelnde Vermarktungsquellen.