Essen. Der Bochumer Autor Ben Redelings hat 10.000 Fußball-Sprüche zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Darin zu stöbern, ist ein Vergnügen. Eine Kolumne.
Jaja, natürlich durfte „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“, der Klassiker aus dem Munde von Andi Möller, nicht fehlen. Auch Bruno Labbadias Empörung („Das wird alles von den Medien hochsterilisiert“) verliert ja nicht den Anspruch ewiger Aktualität. Dennoch ist das jüngste Werk des Bochumer Autors Ben Redelings, der sich seinen guten Ruf als Fußballkulturpfleger auch mit Sammlungen von Anekdoten, Pointen und Wortgeklingel erwarb, kein langweiliges „Best of“, auch wenn es schlicht „Das neue Buch der Fußball-Sprüche“ heißt.
Der Band ist eine Wucht, im doppelten Sinne. Denn hier handelt es sich schlicht um die größte je gedruckte Auflistung dieser Art: Ben Redelings präsentiert rund 10.000 Zitate, alphabetisch geordnet von A wie Abramczik („Was heißt brutto oder netto? Bar auf die Hand will ich’s“) bis Z wie Zorc („Es gibt kein offizielles Angebot, weder von Real und auch nicht von Rewe“).
Der Kreisligaschiedsrichter und die Vorteilsregel
Jeder hat ja seine Vorlieben, die von Ben Redelings höchstpersönlich sind unter K zu finden. K wie: Kreisligaschiedsrichter. Ein paar Perlen aus dieser Rubrik sollen hier nicht vorenthalten bleiben. Das Redelings-Ranking:
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Platz 3: Ein gegnerischer Spieler rettet mit der Hand auf der Torlinie. Schiri gibt nur die gelbe Karte. Begründung: „Das ist mein Nachbar. Da kann ich kein Rot geben! Den sehe ich jeden Tag. Euch sehe ich höchstens zweimal im Jahr.“
Platz 2: Sonntagvormittag. Knüppelharte Partie. Spieler beschwert sich: „Schiri – ich muss morgen noch arbeiten.“ Schiedsrichter lächelt: „Dann hättest du besser Friseur werden sollen.“
Platz 1: Spieler: „Das war doch Vorteil!“ Schiri: „Wenn Sie den Ball haben, ist das kein Vorteil für Ihre Mannschaft.“
Die Erlebnisse eines langjährigen Amateurfußballers
Da fallen dem langjährigen Amateurfußballer natürlich auf Anhieb zahlreiche persönliche Erlebnisse ein. Auch dazu eine Hitliste:
Platz 3: Der Ball fliegt beim Spiel der ersten Mannschaft ins dichte Gebüsch, ein zuschauender Spieler der zweiten Mannschaft begibt sich auf die Suche: „Wenn ich nicht zurückkomme – sagt bitte meinen Eltern, dass ich sie liebe.“
Platz 2: An dem Tag, an dem du glaubst, du spielst mit zwei linken Schuhen, legt dir in der Halbzeitpause der lange Mittelstürmer tröstend die Hand auf die Schulter: „Junge, es gibt solche Jahrzehnte, da läuft es einfach nicht.“
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Platz 1: Der Trainer erweist sich vor dem Spiel in der Kabine als ganz großer Motivator: „Männer, denkt an die drei großen A: Abwehr, Angriff, Angagement!“
Achtung, Herr Autor: Rechnen Sie mit Konkurrenz!
So, lieber Ben Redelings, in circa zehn Jahren naht Konkurrenz. Wir sammeln jetzt mal, bis wir auch auf 10.000 Sprüche kommen – ausschließlich von Aschenplatz-Pöhlern. Dazu das passende Zitat des großen Fußball-Philosophen Jürgen Wegmann: „Ich werde ein Buch schreiben. Ich weiß noch nicht, was drin steht. Aber es wird 19,90 Mark kosten.“
Ben Redelings: Das neue Buch der Fußball-Sprüche; Verlag Die Werkstatt, 480 Seiten, 19,90 €