Essen. Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp fordert die Personalisierung von Fußball-Tickets. Doch dies sollte allenfalls vorübergehend sein. Ein Kommentar.
Bei Konzerten und Festivals gibt es sie schon lange: Personalisierte Eintrittskarten. Ob Ed Sheeran, Robbie Williams oder härtere Genrevertreter wie Metallica und Rammstein - wer sich die Musik anhören will, muss seine Daten preisgeben. Die Veranstalter wollen so den Schwarzmarkt eindämmen.
Im Fußball geht es derzeit um ein anderes Argument zur Einführung solcher Tickets. Die personalisierten Eintrittskarten stellen aus Sicht mancher Funktionäre ein Mittel dar, um die Stadien trotz Corona wieder mit Fans zu füllen. Der Gedanke: Wie in Restaurants oder Cafés, wo Listen ausliegen, könnte mittels personalisierter Tickets die Rückverfolgung gewährleistet werden. Das Stadion-Erlebnis, die Fußball-Kultur, könnte dadurch wieder möglich werden.
Hopp will die Kontrolle ausweiten
Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp führt derweil ein anderes Argument an und bestärkt damit das Misstrauen der Fan-Vertreter. „Wir müssen unsere Polizisten schützen, dafür sorgen, dass Menschen nicht durch Pyro verletzt werden und die Eintrittskarten personalisieren", sagte der 80 Jahre alte Unternehmer in einem Interview. Er hat ein berechtigtes Interesse: Er wurde von Fans immer wieder attackiert.
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Die Fan-Szene wird sich mit Hopps Argumentation bestätigt fühlen. Sie fürchtet, dass die Corona-Pandemie vorgeschoben wird, um ein weiteres Instrument der behördlichen Kontrolle eingeführt wird. Die Skepsis: Aus Schutzpflicht und dem auch von Fans getragenem Interesse der Zuschauer-Rückkehr wird ein Kontroll-Werkzeug installiert, das später, nach der Pandemie, nicht mehr zurückgenommen wird.
Stadien sind hochpolitische Orte
Stadien sind wie Konzertsäle politische Orte. Aber anders als bei einem Metallica-Konzert gibt es in einer Fußball-Arena ein besonderes Konfliktpotenzial, weil die Interessen und Meinungen nicht nur verschieden sind, sie werden auch ausgelebt: Fans gegen DFB und DFL, Fans gegen Fans, Fans gegen Vereinsbosse. Personalisierte Tickets könnten nicht nur dabei helfen, gewaltbereite Fans aus dem Stadion zu verbannen. Das Instrument könnte auch missbraucht werden, um "störende" Fans loszuwerden.
Deshalb ist die Debatte vor der Einführung personalisierter Tickets enorm wichtig. Die Bedingungen müssen klar benannt werden.. Wie lange werden die Daten gespeichert? Wann wird das Instrument wieder abgeschafft? Wenn es um die Kontrolle der Fans geht, wird es lautstarke und anhaltende Proteste geben. Wenn es um den Schutz der Menschen geht, dürften die Fan-Szenen keinen Widerstand leisten.