Essen. Werder hält an seinen Werten fest, während der Fußball sich verändert. Das ist der Weg, um dem Hamburger SV in Liga zwei zu folgen. Ein Kommentar.
Es war ein stiller Abschied. Claudio Pizarro hatte beim Relegationsspiel von Werder Bremen in Heidenheim seinen letzten Auftritt. Auf der Bank. Wenn der peruanische Gute-Laune-Kicker sich jetzt von der großen Fußball-Bühne Richtung Ruhestand verabschiedet, endet eine ganz außerordentliche Spielerkarriere.
Der Abschied Pizarros von der Weser stellt aber symbolträchtig zugleich das endgültige Ende stolzer Bremer Fußballzeiten dar. Der Stürmer war das letzte sichtbare Überbleibsel einer Ära, als der Klub immer wieder unbekannte Fußballer hervorzaubern konnte, mit deren Hilfe mindestens denkwürdigen Spielern gelegentlich sogar grandiose Erfolge gelangen. Das aber wird schon deshalb nicht mehr gelingen, weil die Fußballwelt, seit Pizarro 1999 im fernen Lima ins Flugzeug stieg, deutlich zusammengewachsen ist: Das globale Flutlicht scheint so hell, dass selbst die abgelegensten Bolzplätze perfekt ausgeleuchtet sind. Wie soll da gegen das große Geld noch ein Transfer-Glücksgriff gelingen?
Zukunft gehört Klubs wie TSG Hoffenheim oder RB Leipzig
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Dass sich die Bremer in zwei spannenden, aber nicht eben brillanten Spielen vor dem Abstieg in die zweite Bundesliga retten konnten, scheint auch beim Blick vor die Haustür, beim Blick auf den Wandel der Bundesliga nur wie das Herauszögern eines unausweichlichen Endes: So sehr viele Fans dem Klub, der bundesweit wegen seines bodenständigen Auftretens Sympathien genießt, Erfolge wünschen, so realistisch ist aber genau deshalb der nahende Absturz. Werder Bremen hält an seinen Werten fest, während der Fußball sich verändert. Die Zukunft, das muss man nicht mögen, gehört wohl eher Vereinen wie TSG Hoffenheim oder RB Leipzig.
Wenn sich die Norddeutschen, die mittlerweile als Bundesliga-Dino gelten, nicht schnell neu erfinden, werden sie vermutlich sehr bald dem Nachbarn aus Hamburg in die Zweite Liga folgen. Dass der vorherige Dino, der HSV, dort nicht wieder auf die Beine kommt, könnte ein Warnzeichen auch für weitere angeschlagene Traditionsklubs sein. Auch im Revier.