Essen. Die Niederlande plant den Saisonstart mit Zuschauern. Allerdings dürfen diese weder schreien noch singen. Das wirft Fragen auf. Ein Kommentar.
Der erfolgreiche Restart der Bundesliga hatte seine Wirkung auch auf die niederländischen Nachbarn nicht verfehlt. Man wolle sich bei der Planung der neuen Saison an der deutschen Liga orientieren, sagte Eric Gudde, der Sportdirektor des niederländischen Verbandes KNVB.
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Einen Monat später sind die Planungen weit fortgeschritten. Am 12. Und 13. September soll die Eredivisie den Betrieb wiederaufnehmen. Die Niederlande geht aber gleich noch einen Schritt weiter: Einer begrenzten Anzahl von Zuschauern soll Einlass ins Stadion gewährt werden. Die Bedingungen: Ein Mindestabstand von 1,5 Metern und ein Sing- und Schreiverbot, damit das Coronavirus nicht übertragen werden kann. Kein Scherz.
Der Druck auf die Fußball-Klubs wächst
Die Zeiten sind auch zu ernst, als dass man Späße machen könnte. Im Gegensatz zu den deutschen Top-Ligen pausieren die niederländischen Spielklassen schon seit April. Die Corona-Zwangspause strapaziert das System erheblich. Geisterspiele sind für die kleinere Eredivisie nicht lukrativ genug. Die Klubs brauchen die Zuschauer, um wirtschaftlich zu überlegen.
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Doch die Lösung der Niederländer klingt unglaublich. Wie wird das Verbot kontrolliert? Wer entscheidet, wann jemand aus dem Stadion fliegt? Was ist noch rufen und was schon schreien? Was passiert, wenn jemand absichtlich singt? Wird die Tribüne geräumt? Gibt es ein Stadionverbot für den Rest der Saison? Und: Ist es überhaupt möglich, einen Freudenschrei zu unterdrücken, wenn das Tor zum Sieg in der 90. Minute fällt?
Das Geld muss fließen - aber für welchen Preis?
Das sind praktische Fragen. Eine Ebene höher lässt sich fragen: Was macht das mit dem Fußball, wenn er um jeden Preis erzwungen wird? Geisterspiele sind schon eine Bedrohung für die Fankultur, Spiele mit Opern-Atmosphäre würden sie zerstören. Der Spielbetrieb ist aus wirtschaftlicher Sicht erforderlich: Ja. Aber das Coronavirus wurde nicht zum Problem, es hat die Konsequenzen des Millionen-Rausches der letzten Jahre nur offengelegt. Um das System aufrechtzuerhalten, muss das Geld weiter fließen. Wie hoch darf der Preis dafür sein? In den Niederlanden müssen Fans dafür erschreckend viel bezahlen. Zu viel.
Peter Hyballa, deutscher Trainer des Zweitligisten NAC Breda sagte Mitte Mai, er fühle sich wie im „Science-Fiction-Film“. Mit den Plänen der Niederlande geht der Science-Ficiton-Film weiter. Und gruselig wird es noch dazu.