Essen. Mehr als tausend Fan-Klubs haben sich dem Bündnis angeschlossen. Sie fordern ein Umdenken - noch vor dem Beginn der nächsten Bundesliga-Saison.

Die Kritik an der deutschen Fußball-Elite bekommt neuen Schwung. Am Mittwoch veröffentlichte das Bündnis "Unser Fußball" einen Aufruf, der die DFL, den DFB und die Klubs zum raschen Handeln auffordert: "Weitermachen wie vor der Krise darf keine Option sein. Wir wollen nicht zurück zu einem kaputten System. Wir fordern Vereine und Verbände auf, vor dem Beginn der kommenden Saison zu handeln", heißt es darin. Mehr als tausend Fan-Klubs haben den Aufruf unterzeichnet, darunter auch zahlreiche Fan-Gruppierungen von FC Schalke 04, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach.

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Der Unmut über die Entwicklung im Profifussball ist nicht neu. Seit Jahren kritisieren vor allem Ultras die "Profitgier" in der Fußball-Spitze, die sich etwa in den Millionen-Transfers und den Anstoßzeiten kenntlich mache. Vor der Corona-Krise wurden die Proteste in den Fußball-Stadien wieder lauter. Die Zwangspause und die daraus resultierenden Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, fordert das Bündnis "Unser Fußball": "Die Zeit ist gekommen, den Profifußball grundlegend zu verändern. Wir alle wollen einen neuen Fußball."

DFL plant Taskforce "Zukunft Bundesliga"

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Die Kernpunkte des Bündnisses: Eine gerechte Verteilung der TV-Gelder, ein nationales "Financial Fairplay", wie es die Europäische Fußball-Union Uefa schon eingeführt hat, um die Verschuldung der Klubs zu stoppen, und die Begrenzung von Investoreneinflüssen. Darüber hinaus soll der Fußball auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung als Vorbild gerecht werden und den Fans mehr Wertschätzung zukommen lassen. "Statt sich immer weiter von seiner Basis zu entfernen, müssen Fans als elementarer Bestandteil des Fußballs anerkannt werden."

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hatte bereits in der FAZ angekündigt, eine Taskforce "Zukunft Bundesliga" zu installieren, "sobald wir wieder atmen können." Gehaltsobergrenzen, Rettungsschirme und die Öffnung der 50+1-Regel sollen besprochen werden. Auch DFB-Präsident Fritz Keller präsentierte einen Fünf-Punkte-Plan, um den Fußball zu reformieren. „Ich will Anregungen geben, über die wir reden können“, sagte Keller, der den Fußball wieder näher an die Fans heranrücken möchte.

Einigkeit bei Gehaltsobergrenzen - Streitthema TV-Gelder

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Vor allem beim Thema Gehaltsobergrenzen haben in jüngster Zeit mehrere Vertreter ihre Bereitschaft zur Änderung sognalisiert. DFB-Präsident Fritz Keller hatte gegenüber dem Spiegel die "Großkotzigkeit" im deutschen Fussball kritisiert, die "uns allen vor die Füße" falle: "Das ist eine Katastrophe für das Image des Fußballs. Wir müssen uns damit befassen, wie es nach der Krise weitergeht." Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kritisierte daraufhin die Wortwahl, doch nach einem klärenden Gespräch verkündete Keller: "Er ist meiner Meinung."

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Bei der Verteilung der TV-Gelder, die nach der jüngsten Auktion deutlich geringer ausfallen, zeichnet sich ein zäher Kampf ab. Während kleinere Klubs wie Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen eine fairer Verteilung fordern, will BVB-Boss Hans-Joachim Watze die bestehenden Verhältnisse beibehalten. " Ich bin der Meinung, dass der Status quo richtig ist“, stellte Watzke gegenüber dieser Redaktion klar. „Wenn man versucht, die Zugpferde der Liga zu schwächen, dann schwächt man die ganze Liga.“