Essen. Der FC Bayern ist fast Meister. Paderborn hat nur noch rechnerisch Chancen auf den Ligaverbleib. Doch die Emotionen bleiben aus. Ein Kommentar.
Eine Stimmung wie im Tollhaus. Bayern-Fans liegen sich lachend in den Armen, da kippt jemand „aus Versehen“ Bier über den Kopf eines anderen, da sind viele rote Wangen und leuchtende Augen zu sehen. Nach dem knappen 2:1-Sieg über Borussia Mönchengladbach kann Bayern München am Dienstag Meister werden. Der Traum vom Triple lebt.
In Paderborn eine Stimmung wie in der Gruft. Trainer Steffen Baumgart versucht, seiner Enttäuschung nach dem 1:5 gegen Werder Bremen Ausdruck zu verleihen, die Spieler streichen sich ratlos die verschwitzten Strähnen aus dem Gesicht. Manche wollen jetzt lieber allein sein. Auf den Rängen versteinerte Gesichter, ein kleiner Junge weint und versteckt seinen Kopf an der Schulter seines Vaters.
Kalte Stimmung in München und Paderborn
In Wirklichkeit: Kühlhaus, ob in der Allianz- oder in der Benteler-Arena. Sitzschalen können weder lachen noch weinen, im besten Fall sehen sie bunt aus wie in Düsseldorf. Doch da wirken sie angesichts der bedrohlichen Lage, in der sich die Fortuna nach dem 0:1 gegen den BVB befindet, grotesk.
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Was zu erahnen war, als die Fortsetzung der Bundesliga ohne Zuschauer beschlossen wurde, zeigt sich jetzt in seiner ganzen Absurdität: So viel steht auf dem Spiel, so wenig kommt rüber. Borussia Dortmund hat sich für die Champions League qualifiziert, Gladbach kann darauf hoffen, während Paderborn am anderen Ende der Tabelle nur noch das Rechnen bleibt. Zahlen spielen jetzt ohnehin die größte Rolle: Wie viele Millionen fehlen, auf welche Einnahmen kann sich der Verein in der Corona-Krise noch stützen.
Diese Bundesliga-Saison sollte schnell aufhören
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Es wird auch Tränen geben, aber nicht auf den Rängen im Stadion. Zuhause womöglich, vor den Fernsehern. Wird es auch Freude geben? Worüber, möchte man betrübt fragen.
Nein, diese Bundesliga-Saison sollte schnell aufhören, damit es nicht mehr so kalt ist. Ganz sicher wird eine neue Spielzeit beginnen, ganz sicher mit einem Meister aus München, fast sicher ohne Paderborn. Und hoffentlich nicht mehr ohne Zuschauer.